In diesem Reise- und Ausbau-Artikel möchten wir euch über Florian und seine Freundin Marion berichten, die ihre traditionellen Lebenseinstellungen über Bord geworfen haben, weil das bisherige Leben – welches sich meistens im Rahmen von Mietwohnung, Fitnessstudio, Fernseher, Arbeit, Einkaufen und einigen Wochen Urlaub im Jahr abspielte – keinen Reiz mehr versprühte!
Leben im Camper
Die Entscheidung für ein neues Leben im Camper fiel nicht schwer, nachdem unter dem Strich ein Leben unterwegs erstens günstiger ausfiel und zweitens hinsichtlich Freizeit und Natur viel mehr zu bieten hatte.
Marion und Florian wollten auf viele Sachen gänzlich verzichten und sich mehr Freiraum mit etwas mehr Minimalismus erkaufen. Als erstes wurde die Wohnung gekündigt, welche immerhin 750 Euro pro Monat kostete. Dann wurden alle Verträge, wie zum Beispiel Versicherungen, Telefon oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, gekündigt. Zum Schluss wurde vieles, was sich mit der Zeit angesammelt hatte und von dem man ausgehen konnte, dass es in naher Zukunft nicht mehr benötigt wird, verkauft.
Im Gegenzug wurde ein Ford Transit für 7500 Euro gekauft, der vorher als Transporter im Einsatz war und jetzt von den beiden in einen Camper umgewandelt werden sollte. Zusätzlich wurden neben dem Transporter weitere Dinge für den Ausbau gekauft und noch das das eine oder andere Notwendige besorgt, was der Mensch so braucht.
Links im Bild sieht man den ganzen Besitz von Marion und Florian, der mit auf die Reise geht. Es ist gar nicht soviel!
Beim Leben unterwegs nimmt das Kochen einen neuen Stellenwert ein, es wird intensiver. Gekocht und gegessen wird die meiste Zeit draußen in der unmittelbaren Natur. Nur wenn das Wetter nicht mitspielt, isst man auch mal im Camper. Zum Kochen wird ein einfacher Gaskocher in Verbindung mit einer Gasflasche verwendet. Ab und zu wird auch ein Lagerfeuer entfacht und in romantischer Atmosphäre diniert.
Die Nächte verbringen die beiden oft an den schönsten Plätzen, die Europa zu bieten hat. Je nach Land und Ort wird manchmal wild gecampt oder eben ein Campingplatz angefahren. Campingplätze findet das Pärchen zwar toll, weil es dort heiße Duschen gibt und mehr Gesellschaft auf einem wartet, dennoch verbringen sie die Nächte am liebsten frei in der Natur, wo sie ihre Ruhe haben.
Langweilig wird es den beiden nie – dafür sorgen Hund und Katz, die sie unterwegs begleiten. Und wenn sie doch einmal „zu viel“ Freizeit haben, dann kann man angeln gehen, ein Buch lesen, am Laptop was arbeiten oder sich sportlichen Aktivitäten widmen.
Einsamkeit ist ebenfalls nicht vorhanden, dafür gibt es mittlerweile zu viele Gleichgesinnte, die als moderne Nomaden durch Europa und die Welt streifen. So trafen die beiden in Schottland auf Tifenn und Kevin, die sich ebenfalls für ein Leben auf Rädern entschieden haben.
Nachdem wir jetzt wissen, wie Marion und Florian ihren Alltag verbringen, möchten wir uns ihren Bus etwas genauer anschauen. Was uns nämlich am meisten interessiert, ist, wie die beiden ihren Transporter zum Campingmobil ausgebaut haben.
Anleitung zum selbst ausgebauten Campingmobil
Bevor Marion und Florian in ihr neues Leben aufbrachen, mussten sie ganz schöne Arbeit verrichten, um in einem komfortablen Häuschen auf Rädern reisen und leben zu können. Beim Busausbau gibt es viel zu beachten, man kann nämlich viele Fehler machen. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn mit der Zeit verändern sich die meisten Ausbauten sowieso, da hier und da immer etwas Neues dazu kommt. Fangen wir doch mal mit der Isolierung an.
1. Isolierung, Wandverkleidung und Boden
Bevor die beiden eine Isolierung eingebaut haben, wurde auf dem Boden, den Wänden und den Decken Latten befestigt. Diese waren notwendig, damit später alles andere daran befestigt werden konnte. In die Hohlräume wurde Steinwolle gesteckt und mit Klebeband verklebt. Anschließend deckten sie den ganzen Businnenraum mit Aluminiumfolie ab, die gegen Hitze und Kälte schützen sollte.
Für den Unterboden wurde im ersten Schritt eine Tischlerplatte mit einer Stichsäge passgenau zugeschnitten und anschließend verlegt. Da die Tischlerplatte als Bodenbelag nicht gerade das Optimalste ist, wurde eine weitere Schicht Linoleum drauf geklebt. Linoleum hat den Vorteil, dass es feuchtigkeitsbeständig und leicht abwaschbar ist.
Als nächstes wurden die Wände und die Decke verkleidet. Dazu befestigten sie an den Wänden Holz, wie unten links im Bild zu sehen ist. Anschließend wurden alle Wände mit Filzstoff beklebt. Zusätzlich bekam die rechte Seitenwand extra versetzte Latten.
Für die Decken haben die beiden Plastikpaneele verwendet. Diese sind erstens vom Material her sehr leicht und zweitens einfach anzubringen.
Tipp: Bei der Isolierung sollte man versuchen, auf Steinwolle zu verzichten, da diese Feuchtigkeit aufnehmen und somit Rost am Fahrzeug verursachen kann. Stattdessen empfiehlt sich daher, auf Isoliermaterial aus Kautschuk zurückzugreifen.
Hier sind einige ausgewählte Produkte zur Isolierung:
Kautschuk-Isolierung |
Aluminium-Isolierung |
Kautschuk-Klebeband |
Filzstoff |
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2. Der Kochbereich inkl. Campingutensilien
Die Küchenblocks wurden einfach gehalten und waren auch schnell verbaut. Dazu kam ein fertiges Regal zum Einsatz, welches mit einer Küchenplatte versehen wurde. Im Regal finden eine Kühlbox, eine Gasflasche, eine Batterie, Gaskocher und sonstige Utensilien Platz.
Tipp: In Deutschland müssen größere Gasflaschen vom TÜV abgenommen werden. Alternativ könnte man einen Campingherd verwenden, der mit Gaskartuschen läuft oder einfach draußen kochen. Jedenfalls sollte man immer mit genügend Frischluft kochen.
Das gekochte Essen kann direkt auf dem benachbarten Tisch serviert werden, der immer aufgebaut wird, sobald das Bett eingefahren ist (siehe rechts im Bild). Der Tisch besteht aus einer einfachen Holzplatte und einem Standbein, das abnehmbar ist.
Hier sind einige ausgewählte Produkte für die Campingküche:
Campinggaskocher |
Absorber Kühlbox |
Campinggeschirr |
Emaille Tasse |
* Weitere Informationen über die Produkte erhält man durch einen Klick direkt bei Amazon. |
3. Der Schlafbereich
Der Schlafbereich stellt jeden Mini-Camper vor eine Herausforderung, um so wenig Platz wie möglich zu verschwenden. Wenn man sich ein ganzes Bett einbaut, dann kann man sich in einem Camper kaum mehr bewegen. Dafür schläft man nachts besser. Wenn man ein zu kleines Bett einbaut, dann hat man zwar Platz, aber dafür leidet der wichtige Schlaf.
Die beste Lösung ist daher oft eine Art Bett-Sitzbank-Lösung. Diese ermöglicht es tagsüber im Sitzen zu essen und nachts, wenn die Sitzbank in ein Bett verwandeln wurde, ganz normal zu schlafen. So eine Lösung kam hier zum Einsatz, indem zwei Lattenroste zusammengesetzt wurden. Die Lattenroste lassen sich ineinander schieben und bilden somit eine Sitzbank, wenn man sie braucht.
Der noch vorhandene Platz unter dem Bett wird natürlich als Stauraum genutzt, damit kein Platz verloren geht.
Da das Bett auch eine Sitzbank darstellt, passt eine gewöhnliche Matratze nicht mehr darauf. Daher muss eine Matratze in mehrere Teile geteilt werden. Dazu kauft man sich am besten eine normale Schaumstoff-Matratze und schneidet diese mit einem Elektromesser zurecht.
Zum Schluss wurde die Matratze mit wasserabweisendem Stoff überzogen. Einen passgenauen Überzug wird man im Geschäft kaum finden. Deshalb kann man sich selbst einen anfertigen oder einen solchen in einer Schneiderei in Auftrag geben.
Tipp: Bei der Matratzenwahl ist es empfehlenswert, eine Höhe von maximal 10 cm zu verwenden, da man ansonsten in kleineren Mini-Campern nicht aufrecht sitzen kann.
Einige ausgewählte Produkte für den Schlafbereich finden sich im Folgenden:
200x90x10cm Matratze |
Klappbare Matratze |
wasserabweisender Stoff |
* Weitere Informationen über die Produkte erhält man durch einen Klick direkt bei Amazon. |
4. Schränke und Staubereiche
Ähnlich wie in der Küche wurden auch für den restlichen Stauraum fertige Regal verwendet und im Campingmobil an der Wand aufgebaut und befestigt. Der Kauf fertiger Regale ersparte den beiden viel Zeit, denn die fertigen Möbelregale muss man nicht mehr selbst zusammenbauen.
In die unteren Regale kamen hinten die Wasserkanister rein, damit man diese für das Duschen einsetzen konnte. In die oberen Regale wurde das restliche Zeug gesteckt.
Tipp: Wer sich die Arbeit selbst macht und seine Campingmöbel aus leichtem Sperrholz zusammenbaut, der kann erstens viel Gewicht im Auto sparen und zweitens diese auch individuell an die Form anpassen. Wenn es jedoch schnell gehen soll, dann sind fertige Möbelstücke eine gute Wahl.
5. Dusch- und Badbereich im hinteren Teil des Campers
Duschen in kleinen Campern ist nicht immer einfach, wenn man sich nicht gerade auf einem Campingplatz mit Duschen befindet. Deshalb ist es besser, eine mobile Campingdusche dabei zu haben.
Das Badezimmer in diesem Camper befindet sich außerhalb, da ein Duschen im Inneren nicht möglich ist.
Zum Duschen wird ein wasserabweisender Vorhang über die zwei Hecktüren hinten am Fahrzeug gespannt, die als Sichtschutz dienen. Fertig ist das Badezimmer. Die notwendigen Bad-Utensilien befinden sich in kleinen Körben die an den Hecktüren hängen. Geduscht wird mit einer mobilen Campingdusche, die aus einem Brausekopf, einer kleinen Wasserpumpe und einem Wasserkanister besteht. Und so sieht das Ganze dann beim Duschen aus…..
Tipp: Damit die Füße nach dem Duschen draußen sauber bleiben, empfiehlt es sich, eine kleine Gummimatte zum Draufstehen zu verwenden.
Hier findet ihr einige ausgewählte Produkte für die Camping-Dusche:
Mobile Campingdusche |
Solardusche |
Weithalskanister |
Duschtasche |
* Weitere Informationen über die Produkte erhält man durch einen Klick direkt bei Amazon. |
Fazit zum Camper von Marion & Florian
Wir haben nicht über jedes Detail berichtet, da es den Rahmen sprengen würde, so haben die beiden noch ein weiteres Seitenfenster und eine Dachluke eingebaut. Zudem erwähnten wir die ganze Elektronik nicht, die in der Decke und in den Seitenwänden verlegt wurde. Wir haben versucht, das Wichtigste, was der Camperausbau zu bieten hat, herauszuholen.
Am besten hat uns in diesem Camper das einschiebbare Bett gefallen, welches man in einfachen Schritten zu einer Sitzbank verwandeln kann. Zudem fanden wir die Idee, einfache Regal-Schränke zu verwenden, ebenfalls toll. Dadurch spart man sicherlich viel Zeit beim Ausbau und kann früher mit dem Reisen beginnen. Insgesamt ein gelungener Ausbau, den Florian und Marion haben.
Wir wünschen den beiden weiterhin tolle Abenteuer auf ihren Reisen. Weitere Information zu den beiden findet man auf ihrem Blog „The Travelling Shed“ in französisch.
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Wie immer freuen wir uns über eure Kommentare und Erfahrung zu eurem selbst ausgebauten Camper.
Wir möchten auch gerne im Wohnmobil leben, mein Mann und ich, soweit alles gut aber wir müssen alles erst mal gut durchdenken. Danke für diesen tollen Artikel konnte mir einen Einblick verschaffen.
Lg Alisa
Hallo Alisa, wir leben aktuell mit unserem kleinem Sohn im Wohnmobil und reisen durch Europa herum. Das Leben im Wohnmobil hat zwar auch seine Herausforderungen und Routinen, aber dennoch überwiegen die Vorteile unserer Meinung nach. Nicht jeder ist für das Leben im Wohnmobil gemacht. Am besten probiert man es einfach mal aus, bevor man alles in seiner Heimat abbricht. Wenn es einem dann nach paar Monaten immer noch zusagt, dann kann man einfach dabei bleiben ;-). Lg