Als wir das erste Mal vor Jahren in Portugal waren, war es zwar nicht mehr so günstig, aber dennoch preislich angenehmer als in Deutschland. Dass Portugal bezahlbarer war, hatte seine Gründe, denn das Land ist in vielen Bereichen wirtschaftlich nicht so weit entwickelt wie andere europäische Länder. Jedoch hat sich das in den letzten Jahren etwas gewandelt, und damit auch die Preise. Diese stehen nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis zum Angebot und zur Qualität.
Ich versuche, einen kritischen Blick auf das Leben in Portugal zu werfen. Ich weiß, dass Portugal in den letzten Jahren oft von der Presse bejubelt und hochgelobt wird. Ist das Lob gerechtfertigt oder doch nur heiße Luft? Ich sage, vieles ist nur heiße Luft, um Geld ins Land zu holen!
Produktauswahl im Vergleich zwischen Portugal & Deutschland
Im Vergleich zwischen Portugal und Deutschland verfügt Portugal definitiv über eine deutlich geringere Produktauswahl. Zwar gibt es auch hier Geschäfte wie Aldi, Lidl und andere, jedoch wird man sehr schnell feststellen, dass viele Produkte fehlen bzw. in Portugal nicht verfügbar sind. Wer eine große Produktauswahl schätzt, kommt um Deutschland nicht herum. Deutschland ist unserer Meinung nach weltweit die Nummer eins, was die Produktauswahl betrifft – oft am günstigsten und auch mit der größten Vielfalt.
Produkte für größere Menschen sind in Portugal rar. Ebenso mangelt es oft an einem guten Angebot für Schuhe; man findet zwar Schuhgeschäfte, aber das Angebot ist begrenzt. Auch Artikel für verschiedene Feste, wie beispielsweise Weihnachtsartikel, sind kaum zu finden. Einen Weihnachtskranz wird man in Portugal vergeblich suchen. Weiterhin fehlt es an vielen Backartikeln, die man zum Backen von Kuchen verwendet. Selbst einfache Grundnahrungsmittel wie Grießbrei sind schwer zu finden. Zudem sind die Baumärkte spärlich ausgestattet. Wer einmal in Deutschland in einem gut sortierten Baumarkt wie Hornbach war, weiß, wie gute Baumärkte aussehen sollten. Hier können die portugiesischen Baumärkte noch nicht mithalten.
Günstig Essen in Portugal das war einmal
Günstig Essen gehen in Portugal gehört der Vergangenheit an! Portugal ist kein günstiges Land mehr, zumindest nicht im Jahr 2024. Die Kosten sind hier explodiert, und viele Lebenshaltungskosten sind genauso hoch, bei manchen Dingen sogar höher als in Deutschland. Wer also denkt, er könne nach Portugal ziehen, um seine Lebenshaltungskosten zu senken, wird eine unangenehme Überraschung erleben. Man bekommt für das gleiche Geld in Deutschland mehr in seinen Einkaufswagen als in Portugal.
Essen gehen im Restaurant oder Fastfood.
Auch beim Fastfood sieht es nicht anders aus: So ist der Preis für einen Döner in Portugal allein in den letzten drei Jahren um 100% gestiegen und kostet je nach Region schon mal 7 Euro. Ein Kaffee, so wie wir ihn aus Deutschland kennen, also eine ordentliche Tasse und nicht die Mini-Tasse wie bei einem Espresso mit doppelter Menge Wasser, kostet in Portugal ebenfalls 3,00 Euro. Eine heiße Schokolade kann bis zu 4 Euro kosten, ein Stück Kuchen 3,50 Euro, und eine Pizza liegt ebenfalls bei 12 bis 14 Euro. Ein Menü im Restaurant kostet leicht 15 bis 20 Euro – das variiert natürlich von Region zu Region. Eine vierköpfige Familie wird in einem mittelmäßigen Restaurant leicht 100 Euro ausgeben müssen.
Die Algarve, Lissabon und Porto sind hierbei die teuersten Regionen. Wenn man die touristischen Hotspots meidet, kann es deutlich günstiger werden. Durch den internationalen Tourismus und die vielen Ausländer, die aus reichen Ländern hierhergezogen sind, ist das Leben in der Algarve am teuersten. Man sollte diese drei Regionen sowieso nicht pauschal als „Portugal“ bezeichnen.
Was ist mit Getränken aus Glasflaschen?
In Portugal werden Getränke kaum in Glasflaschen angeboten; fast alles wird in Plastikflaschen verkauft. Diese Plastikflaschen, ebenso wie Dosen und Glasflaschen, landen oft in der Natur und verschmutzen die Strände. Die Portugiesen haben kein Pfandsystem eingeführt, sodass man Verpackungen nicht zurückgeben kann. Wer Mineralwasser bevorzugt, wird es zwar mittlerweile in den Geschäften finden, ist jedoch meist auf zwei bis drei Marken beschränkt, die geschmacklich kaum variieren. Diese sind in der Regel einfach nur mit Kohlensäure versetzt.
Campingplätze und Preise in Portugal
Wer glaubt, dass man in Portugal günstig campen kann, irrt sich ebenfalls. Die wenigen Campingplätze, die einen guten Standard bieten, verlangen Preise wie im alten Rom. So werden für zwei Wochen im Sommer für 80 Quadratmeter inklusive Strom und Wasser schon mal 1000 Euro fällig, und für die Miete eines kleinen Ferienhäuschens für zwei Wochen wird man mit 2000 Euro zur Kasse gebeten.
Es gibt zwar günstigere Optionen, aber dann ist der Standard sehr niedrig, der Platz liegt zu weit entfernt vom Meer oder dem Geschehen, es gibt kein angemessenes Angebot für Groß und Klein, manchmal handelt es sich einfach nur um Schotterparkplätze mit Wasser- und Stromanschluss. Günstig campen bedeutet also im Grunde, Urlaub auf einem Parkplatz zu machen. Früher war Wildcampen in Portugal erlaubt, man konnte mit seinem Wohnmobil direkt am Strand parken und die Natur genießen. Mittlerweile wurde dies jedoch ebenfalls verboten.
Immobilien und Mietsituation in Portugal
Von Immobilien sollte man erst gar nicht anfangen. Viele Immobilien sind tatsächlich mangelhaft, entweder schlecht isoliert, von Schimmel befallen oder feucht. Gute Immobilien in beliebten Gegenden sind unbezahlbar. Wer also glaubt, er könne in der Algarve einfach eine Eigentumswohnung erwerben, sollte gleich mit 3 bis 4 Tausend Euro pro Quadratmeter rechnen. Ein gutes Haus in Lagos ist beispielsweise für unter einer Million Euro kaum zu bekommen. Überhaupt sollte man bei der Immobiliensuche äußerst vorsichtig sein und unbedingt jemanden beauftragen, der die Immobilie gründlich prüft!
Wer lieber etwas mieten möchte, wird bei der Suche nach Mietwohnungen kaum fündig. Es gibt quasi keinen normalen Mietmarkt in Portugal. Vor allem in der Algarve sowie in Lissabon und Porto ist es unglaublich schwierig, etwas zu finden.
In der Algarve muss man wie ein Frosch alle paar Monate von einer Wohnung zur nächsten springen, weil die Bewohner ständig gekündigt werden. Der Grund: Vermieter wollen im Sommer das große Geld verdienen und können ihrer Gier kaum widerstehen. Sie kündigen den Mietern, um die Wohnungen an Touristen zu vermieten und noch mehr Geld zu verdienen. Verständlich ist es irgendwie, denn mit einer einfachen Einzimmerwohnung kann man pro Monat sicherlich bis zu 4000 Euro einnehmen. Das Geschäft ist so lukrativ, dass sogar die Portugiesen selbst ihre Wohnungen verlassen, um sie über die Sommermonate zu vermieten, und in dieser Zeit bei Eltern oder Freunden leben.
Wer es noch nicht mitbekommen hat: In Portugal herrscht eine große Wohnkrise. Viele Menschen, vor allem die Einheimischen, können sich die Preise nicht mehr leisten.
Wie sieht es mit Schulen und Kindergärten in Portugal aus
Die öffentlichen Schulen und Kindergärten in Portugal sind zwar kostenlos, genießen jedoch oft keinen guten Ruf, vor allem unter Ausländern. Dies führt dazu, dass viele Ausländer ihre Kinder in private Bildungseinrichtungen schicken.
Aufgrund der mangelnden Plätze in öffentlichen Einrichtungen, besonders in den Kindergärten, haben viele kleine und größere private Kindergärten und Dienste wie Pilze aus dem Boden geschossen. Jeder möchte an der Notlage der Eltern mitverdienen. Diese privaten Einrichtungen sind jedoch teuer, und Qualität ist nicht immer gewährleistet. In manchen Regionen, wie in der Algarve, sind sowohl die öffentlichen als auch die privaten Schulen und Kindergärten total überfüllt. Es mangelt an Platz und an Lehrpersonal. Die Situation ist katastrophal!
Viele Eltern sind verzweifelt auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für ihre Kinder und wenden sich daher an Privatschulen und Kindergärten, die jedoch hohe Gebühren verlangen. Die günstigsten Kindergärten beginnen bei 320 Euro, die teuersten können bis zu 700 Euro pro Monat kosten. Oft handelt es sich dabei nicht um hochwertige Montessori-Kindergärten mit Holzspielzeug, sondern eher um große, kalte Räume mit wenig Licht und gefliesten Böden. Diese Einrichtungen sind weit entfernt von kindgerechten Kindergärten. Es besteht dringender Handlungsbedarf, doch solange die Nachfrage besteht, scheint es wenig Anreiz zu geben, die Qualität zu verbessern. Wenn ich mich irre, lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Fahrzeugpreise in Portugal
Bei den Fahrzeugpreisen muss ich ebenfalls enttäuschen: Wer in Portugal beim Autokauf sparen möchte, ist leider fehl am Platz. Portugal hat die teuersten Gebrauchtwagen in ganz Europa. Die hohen Zulassungssteuern treiben die Preise derart in die Höhe, dass das Land die teuersten Fahrzeuge europaweit anbietet. Es ist paradox: Eines der ärmeren Länder Europas verfügt über die teuersten Fahrzeuge im Angebot! Dies geschieht nur, wenn der Staat eingreift und den freien Markt beeinträchtigt.
Fazit zu Portugal und deren Lebenshaltungskosten und Produktangebot
Trotz aller Kritik darf man nicht vergessen, dass Portugal in vielerlei Hinsicht noch Entwicklungs- und Verbesserungspotenzial hat. Die Immobilien sind oft marode, ähnlich sieht es mit den Straßen und öffentlichen Plätzen aus. Die Schulen und Kindergärten bedürfen fast überall einer Renovierung, und auch das Bildungsniveau muss angehoben werden. Hinsichtlich der Produktauswahl mangelt es ebenfalls an vielem. Ich glaube, die Nachfrage der Bevölkerung ist definitiv vorhanden, doch macht die Politik hier viele Fehler, sodass viele Unternehmen Portugal scheinbar meiden. Für Portugiesen, die das Ausland nicht kennen, mag dies kaum ins Gewicht fallen, aber die vielen zugezogenen Ausländer vermissen, was ihnen bekannt ist und wissen, dass es besser und anders möglich ist. Dies hat nichts mit Arroganz zu tun, sondern damit, dem Land eine bessere Lebensqualität zu wünschen.
Wir haben viele Menschen getroffen, die jahrelang nach Portugal gekommen sind und sich ein Leben dort nicht mehr leisten können, und die dem Land leider den Rücken kehren müssen. Es mangelt an gutem Wohnraum, an Qualität und Zuverlässigkeit, an einer guten Gesundheitsversorgung und an vielen Produkten. Das wissen auch die jungen Portugiesen, die oft das Land verlassen, um ihr Glück im Ausland zu suchen.
Trotz aller Kritik ist es ein schönes Land, mit schönem Wetter und gutem Essen. Und wenn wir ehrlich sind, welches Land hat keine Probleme?