Luxus Geisterorte der Reichen in Portugal

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Portugals leere Häuser an der Algarve

Die Geisterorte der Reichen in Portugal, so nenne ich die Orte, die fast ein halbes Jahr wie ausgestorben sind. In Portugal gibt es diese Orte wie Sand am Meer, nirgendwo sonst haben wir so viele Orte gesehen, die zur Winterzeit wie leergefegt und scheinbar nur im Sommer belebt sind.

In der Algarve in Portugal stehen tausende Häuser im Winter leer

Die Algarve ist ein tolles Beispiel dafür. Wer in der kälteren Jahreshälfte mal nach Portugal reist, der wird sich wundern wie ausgestorben die Algarve in diesen Monaten ist. Tausende Häuser stehen leer, keine einzige Seele zu sehen, nur ab und zu hört man das Brummen eines Rasenmähers, der von einem Gärtner bedient wird oder man sieht einige Handwerker, die die leeren Häuser, zumindest einige davon, in Stand halten.

Es ist eine ungemütliche Atmosphäre und auch wenn manche dieser Resorts sehr schön sind, möchte man auf Dauer nicht hier leben. Das Gesamtbild gleicht einer hohlen Fassade: sehr schön von außen, aber kein richtiges Leben innerorts. Sehr selten sieht man Kinder mit Familien, meistens sind es einige Rentner oder „Verirrte“ ;), die über die Wintermonate nach Ruhe suchen, mehr auch nicht.

Diese Geisterorte in Portugal sind oft Resorts, die als Condominium verwaltet werden

In der Algarve reihen sich diese Resorts, die oft als Condominium (Gemeinschaft) bezeichnet werden, entlang der ganzen Küste. Im Süden findet man die meisten, aber auch an der Westküste gibt es diese Resorts der Wohlhabenden.

Dabei sind es keine richtigen Resorts für Urlauber, sondern die Villen und Häuser haben Eigentümer, die diese wie ein zweites Zuhause manchmal nutzen. Es sind oft Rückzugsorte, die selten von den Eigentümern selbst genutzt, sondern die meiste Zeit im Sommer teuer an Touristen vermietet werden. Diese Resorts kann man sich wie ein Mini-Dorf vorstellen, meistens mit Grünanlage, einem Swimmingpool, einem Tennisplatz und evtl. einem Golfplatz in der Nähe.

Wer jetzt glaubt, dass es sich um günstige Anlagen handelt, der irrt gewaltig, denn die meisten Villen, Häuser und Wohnungen in diesen Geisterorten werden nur selten unter einer Millionen Euro gehandelt. Viele werden wie Assets anscheinend hin- und her getradet und die Besitzer werden ebenfalls häufig gewechselt. Davon zeugen auch die vielen Immobilienmarkler, die es hier wirklich fast an jeder Ecke gibt.

Immobilien Goldrausch in Portugals Geisterorten schürt eine Immobilienblase

Das Verrückte daran ist, dass viele Verkäufer der umliegende Unterkünfte mittlerweile ebenfalls ähnliche Mondpreise wie die Verkäufer der Resort-Immobilien verlangen, die jeglicher Realität entgleiten. Richtige Ruinen und Bruchbuden, mit massiven Baumängeln, versucht man an den dummen Ausländer zu verkaufen oder zu vermieten. Oft leider sogar mit Erfolg!

Die meisten Häuser haben nicht einmal eine Heizung drin, was im Sommer kein Problem darstellt, im Winter aber ziemlich ungemütlich beziehungsweise wegen der Feuchte in den Wänden und somit drohender Schimmelbildung auch ungesund werden kann. Nicht selten werden diese Häuser an die Ausländer mit einem Aufschlag von locker 50% verkauft und noch teuerer in den Immobilienanzeigen angeboten.

Dieser Goldrausch hat auch die portugiesischen Eigentümer erreicht, die die Häuser geerbt haben bzw. günstig untereinander vor Jahren gekauft haben. Bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 1300 Euro im Jahr 2022, kann sich ein normaler Portugiese so eine Unterkunft unmöglich leisten.

Die Glücklichen, die bereits eine Immobilie vor dem Goldrausch erwarben, vermieten ihre Unterkunft in der Zwischenzeit während der Sommermonate für unverschämte Preise, um von den Touristen zu profitieren. Dabei ziehen nicht selten ganze Familien aus ihren Häusern aus und leben zum Beispiel den gesamten Sommer über bei den Eltern, damit in der Zeit ihre Unterkunft an der Algarve vermietet werden kann.

Aber auch die Vermieter der leerstehenden Resorts sind im Goldrausch. Diese halten so stark an den hohen Mietpreisen fest, dass sie lieber die ganzen Häuser leer stehen lassen, bevor sie jemanden vergünstigt reinlassen. Einfach nur Wahnsinn, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich Lehrer hier im Süden Portugals nicht einmal eine Unterkunft leisten können. Denn die meisten Vermieter wollen mindestens 1000 Euro pro Monat für ein T2-Apartment und das sind keine Apartments wie wir sie aus Deutschland kennen, sondern oft ist die Qualität der Unterkünfte viel niedriger. All dies zeugt von einer massiven Immobilienblase in Portugal.

Wozu braucht man eine zweite Unterkunft im Ausland wie Portugal?

Es gibt definitiv viele Gründe, warum man eine zweite Unterkunft im Ausland besitzen sollte. Wer es sich finanziell und zeitlich leisten kann und eine zweite Unterkunft im Ausland besitzt, der hat natürlich den einen oder anderen Vorteil, wenn das Land gut gewählt wurde. Einer der häufigsten Gründe sind:

Das milde Klima im Portugal verleitet einem zu einer Winterresidenz

Es ist kein Geheimnis, dass das Wetter in Deutschland sehr wechselhaft ist und im Winter alles andere als beständig. So regnet es sehr viel und von einem schönen weißen Winter kann man vielerorts nur träumen, sodass man über die Wintermonate oft nichts als Matsch und Regen hat. Aber auch der Sommer ist in Deutschland nicht immer der beste. Wer das nötige Kleingeld hat, kann sich in einem Land wie Portugal eine Ferienresidenz kaufen und dort bei milden Temperaturen den Winter verbringen und im Alter ganz nach Portugal ziehen, wenn es einem beliebt. Jedoch ist es nicht nur das Wetter, das viele lockt, sondern auch die steuerlichen Vorteile.

Die steuerliche Situation für Ausländer in Portugal ist attraktiv

Ein Land wie Portugal bietet jedoch nicht nur ein mildes Wetter im Winter, sondern lockt auch Ausländer aus der ganzen Welt, damit sie hier ihre Zelte aufschlagen. Das Lockmittel sind steuerliche Vorteile speziell für Ausländer oder im Ausland lebende Portugiesen, die wieder in die Heimat zurückgelockt werden sollen.

So war es in der Vergangenheit so, dass man in Portugal als Renter für mindestens 10 Jahren gar keine Steuer zahlen musste. Da haben natürlich viele zugegriffen und der Heimat den Rücken gekehrt, um (zurück) nach Portugal zu gehen. Das war einer der vielen Gründe, warum so viele neue Unterkünfte gebaut wurden. Nicht jeder bleibt jedoch die ganze Zeit in Portugal, sondern nur solange es pro Jahr vorgeschrieben ist, um die Steuervorteile zu nutzen. Warum auch nicht, denn es ist legal, man erhöht seine Lebensqualität und hat dazu noch mehr im Geldbeutel als zum Beispiel in Deutschland. Das haben auch die außereuropäischen Ausländer erkannt und nutzten verstärkt das Angebot des Golden-Visa-Programms der Portugiesen.

Das Golden-Visa-Programm für Ausländer in Portugal

Portugal hat ein Händchen dafür Leute anzulocken und diese gezielt auf den Immobilienmarkt zu lenken. So hat Portugal seit einiger Zeit ein sehr erfolgreiches Visa-Programm ins Leben gerufen, das sogenannte „Golden-Visa-Programm“. Bewerber konnten sich in Portugal für ein Visa bewerben, indem sie in Portugals Immobilienmarkt investierten. Dadurch erhielt man eine Aufenthaltsgenehmigung und evtl. einen portugiesischen Pass, der einem außereuropäischen Ausländer Zugang zu Europa bietet.

Das Programm war so erfolgreich, dass in Portugal in den letzten Jahren die Immobilienpreise überall an der Küste und in den beliebten Städten wie Lissabon und Porto stark angestiegen sind. Dadurch wurde natürlich zum Teil die lokale Bevölkerung verdrängt, weil diese sich die Immobilienpreise nicht mehr leisten konnten. Die Regierung sah sich deshalb gezwungen, das Golden Visa nur noch dann zu vergeben, wenn die Immobilieninvestionen eines Ausländers auf Orte fiel, die etwas weg von den Hotspots lag, also weg von der Küste und den bereits überlaufenen Städten. Dieses Golden Visa Programm hat natürlich auch Spekulanten ins Land gelockt, die wissen, wie man sich mit Betongold eine reiche Nase verdient.

Immobilienspekulaten in Portugal

Nicht selten haben wir ganze Dörfer gesehen, die immer noch aus dem Boden gestampft werden. Das sogenannte Betongold ist in Portugal also noch ziemlich lebendig im Jahr 2022. Die Unterkünfte werden schnell gebaut und für viel Geld an die nachfragenden Ausländer wieder weiter verkauft. Das Geschäft ist anscheinend sehr rentabel, da viele bekannte Namen wie „Berkshire Hathaway“ und andere in Portugals Immobilienmarkt mittlerweile ihre Finger drin haben.

Man sieht aber auch, dass der eine oder andere sich verspekuliert hat und so bleibt ein nicht fertig gebautes Geisterdorf einfach zurück. In dem Fall hat keiner etwas davon, außer die Bauindustrie. Die Natur wurde zerstört, es leben keine Menschen drin und die Ruinen werden sich selbst überlassen.

Häuser werden als Absicherung (Backup Plan) in Portugal gehalten

Wohlhabende Menschen haben meistens mehrere Immobilien. Nicht nur in der Heimat, sondern vor allem im Ausland, um zum Beispiel bei schlechten wirtschaftlichen oder politischen Entwicklungen das Land verlassen zu können und im Ausland in einen Zweitwohnsitz zu ziehen.

Bei manchen Villen und Häuser kann man auch gut erkennen, dass diese für einen sogenannten Backup-Plan, also als Absicherung gehalten werden. Es sind oft Häuser, die vor der Haustür ein zugedecktes Fahrzeug stehen haben, innen komplett eingerichtet sind und ständig von den umliegenden Service-Firmen wie Gärtnern, Handwerkern und sogenannten Property-Managern gepflegt und verwaltet werden. Das bedeutet, dass der Eigentümer eigentlich in einem anderem Land lebt, sich aber in Portugal ein Haus für den Notfall hält. Sollte die heimische Regierung durchdrehen, kann man sich dann hierher absetzen.

Fazit zu den leerstehenden Immobilien in Portugal

Immer wieder, wenn wir mit dem Fahrzeug oder auch nur mit dem Fahrrad durch Portugal reisen, entdecken wir sehr viele leerstehende Immobilien und immer wieder fragen wir uns, warum stehen die eigentlich leer? Das Thema ist immer präsent, wenn wir uns in Portugal befinden. Wir mussten uns erst einmal an dieses Bild gewöhnen und dass es in Portugal normal ist! Warum das so ist, habe ich im obigen Artikel kurz erörtert.

Dennoch wirft es kritische Fragen auf: Muss das sein? Muss man wirklich ganze Orte aus dem Boden stampfen, die dann kaum jemand nutzt? Warum müssen Lehrer und andere Einheimische um Wohnraum bangen, wenn tausende Wohneinheiten leer stehen? Warum müssen Saisonarbeiter auf engstem Raum leben, wenn es doch so viele scheinbar leerstehende Häuser gibt?

Es ist verständlich, dass man niemanden einfach enteignen kann, auch wenn eine Immobile jahrelang leer steht. Dennoch könnte die Politik hier evtl. eine bessere Lösung finden, um den Geisterorten entgegenzuwirken.

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