Wir werden oft gefragt, wie wir es finanziell schaffen, über Monate oder Jahre um die Welt als Langzeitreisender unterwegs zu sein? Die meisten, die uns diese Frage stellen, glauben, dass man sehr vermögend sein muss, um sich so etwas zu leisten, aber so ist es nicht.
Wenn man bewusst lebt und seine Reisen selbst organisiert, dann sind die Lebenshaltungskosten unterwegs meist günstiger, als wenn man an einem festen Ort lebt. Das liegt unter anderem daran, dass unterwegs Fixkosten wie GEZ, Telefon/Internet, KfZ-Versicherung und Anschaffungen von Möbeln, Elektrogeräten etc. entfallen. Dazu muss man bereit sein, sein Leben zu verändern und andere Ziele im Leben in den Vordergrund zu setzen. Wie wir das machen und wie wir vorgehen, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Ortsunabhängig hat man andere Lebensziele als vor Ort
Zuallererst verschieben sich die Lebensziele, wenn man sein ortsabhängiges Leben verlässt. Andere Sachen und Ideale rücken in den Vordergrund, die vorher meist wenig, manchmal überhaupt keine Rolle spielten. So beobachten wir immer wieder, dass wir uns unterwegs viel intensiver mit der Politik befassen als zuhause. Gleichzeitig versteht man oft erst als Langzeitreisender so richtig, was Freiheit eigentlich bedeutet und dass Freiheit im Heimatland oft nicht wirklich existiert. Dadurch verändert man seine Interessen. Weg von Konsum hin zur „Verbesserung“ des Lebens und zum Schutz von Natur und Umwelt. Außerdem hat man unterwegs Zeit über sich und das, was einem im Leben wirklich wichtig ist, nachzudenken. Man kann Gedanken nachhängen, die man im Alltagsstress mit Attributen wie „nicht so wichtig“ oder „gerade keine Zeit dafür“ hinten anstellen musste. Dadurch werden die Lebensziele vieler Reisender unterwegs fokussierter, gewinnen mehr an Bedeutung und Relevanz.
Langzeitreisende verfolgen andere Ziele im Leben
Als Langzeitreisender fallen vermeintliche Ziele, die man vorher an einem festen Wohnort hatte oft weg, da man merkt, dass viele davon nur fiktiv waren und man im Grunde nur anderen Menschen zugearbeitet hat, die davon profitieren. Über eigene Ziele, die für das eigene Wohl und das eigene Leben wirkliche Bedeutung und Relevanz haben, machte man sich im Eifer des Gefechts manchmal gar keine tiefgründigen Gedanken.
Viele Menschen weltweit verfolgen leider gar keine oder konsumorientierte Ziele in ihrem Leben. Wie wir in Gesprächen immer wieder heraushören, geht es meist darum, sein Bankkonto stabil aufzubauen, um zum Beispiel mit 80 Jahren dann mit 300 000 Euro auf dem Bankkonto zu sterben oder das nächste neue Fahrzeug zu kaufen oder ein noch größeres Haus zu finanzieren.
Dadurch, dass man als Reisender die meisten konsumorientierten Ziele nicht mehr verwirklichen kann (Stichwort: Begrenzte Platzmöglichkeiten bei dauernder Mobilität), fallen diese größtenteils weg. So hat man automatisch viel mehr Geld in der Tasche, das man folglich für’s Reisen verwenden kann.
Beispiel: So beschränkt sich unser Besitz nur auf einen Backpacker, in dem unsere Kleidung und unsere Pflegeprodukte drin sind. Außerdem hat jeder von uns einen kleinen Rucksack, in dem ein Buch, ein Block, ein Mäppchen, unser Laptop und unsere Kamera inkl. Ladegeräten verstaut sind. Das war’s auch schon!
Tipp 1: Konsumziele in „wirklich wichtige“ Ziele ändern und Geld fokussierter einsetzen!
Minimalistisch Leben ist das Erfolgsrezept beim Reisen
Als Langzeitreisender zu leben bedeutet auch, auf viele Konsumgüter zu verzichten. Es bedeutet, fokussierter zu leben und wirklich sich nur das zu gönnen, was man braucht. Das Leben wird sehr minimalistisch – nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass man gar nicht viel mitnehmen kann. Je länger man reist, desto mehr wird einem bewusst, was man wirklich braucht und was man hätte zuhause lassen können.
Ein Koffer voll mit unnötigem Zeug
Ihr kennt das bestimmt auch von euch. Immer wenn ihr in Urlaub fliegt, packt ihr einen vollen Koffer, um nach dem Urlaub festzustellen, dass ihr vieles nicht gebraucht habt bzw. auch die Hälfte des Mitgenommenen ausgereicht hätte. Als Langzeitreisender lernt man damit umzugehen und wird mit der Zeit fast alles aus dem Koffer verbannen, was nicht nützlich ist.
Nicht nur das Gewicht des Koffers wird dadurch leichter, sondern auch die Sorge, dass etwas geklaut wird. Denn meistens ist im großen Rucksack nichts mehr drin, woran man hängt. Man lernt, dass Minimalismus auch ein Stück Freiheit bedeutet und dass das tatsächliche Leben aus dem Leben besteht und nicht aus Besitz.
Tipp 2: Kaufe nur das, was du tatsächlich brauchst, denn Besitz ist Belastung!
Vergleich der Lebenshaltungskosten vor Ort und auf Reisen
Zuallererst gibt es kein Land, in dem man pauschal gesagt unter allen Umständen „günstig“ lebt, denn man kann auch im ärmsten Land der Welt sein Geld schnell loswerden. Es kommt immer darauf an, in welchen Unterkünften man unterkommt, wo man Essen geht, ob man selbst kocht und welche Einschränkungen man bereit ist einzugehen.
Spare an den Unterkünften und meide Hotels
Was die Unterkünfte betrifft, kommt es sehr stark darauf an, in welches Land man reist. So bekommt man in Sydney, Australien zum Beispiel für 1500 Euro lediglich eine Besenkammer in Strandnähe (Stand: 2018). Für das gleiche Geld kann man in Bali eine Villa mit Schwimmbad erhalten.
Die Vorstellung, dass Langzeitreisende (Backpacker) monatelang in einem Hotel sitzen, entspricht selten der Wahrheit. Auch wenn viele Posts zum Beispiel bei Instagram einen anderen Eindruck entstehen lassen! Posts von Backpackern, die dauerhaft in Pools sitzen und im Laptop herum tippen sind Quatsch.
Denn als Backpacker nimmt man sich meistens einfache Unterkünfte für mehrere Wochen oder sogar Monate. Viele dieser Unterkünfte werden mit anderen Mitbewohnern oder Langzeitreisenden geteilt, um Kosten zu sparen und sich auszutauschen. Die Kosten der Unterkünfte variieren natürlich sehr stark nach Ländern und Städten. Natürlich gönnen sich die einen oder anderen ein Hotel für einige Nächte. Allerdings eher, um sich von den Strapazen zu erholen (reisen kann anstrengend sein!), als um schöne Bilder zu knipsen.
Lasst euch also nicht von den Bildern täuschen, die von Leuten eingestellt werden, die unterwegs dauerhaft im Pool sitzen und in ihr Laptop tippen beziehungsweise bei Instagram posten. Nicht selten sind sie keine richtigen Backpacker, sondern machen eher Sponsorreisen. Das heißt, sie besuchen eine gesponserte Unterkunft, damit sie Werbung dafür machen können. Das ist ein Unterschied zu wahrem Backpacking.
Wenn du bei den Unterkünften sparen möchtest, dann meide es, Länder oder Städte zu bereisen, in denen gerade Hochsaison ist. Versuche immer in Nachbarorten unterzukommen, die etwas weg vom Trubel sind. Nicht selten zahlt man die Hälfte, wenn die Unterkunft etwas außerhalb des Zentrums liegt.
Tipp 3: Meide „gehypte“ Länder, Städte und Stadtviertel in der Hochsaison!
Esse sehr gut, gesund und günstig
Beim Essen machen viele den Fehler, dass sie in Touristenmeilen essen gehen. Oft gibt es jedoch nur eine Straße weiter gleichwertiges, aber günstigeres Essen als an den Touristen-Hotspots. Noch günstiger als Essen gehen, ist es in den meisten Ländern, wenn man selbst kocht. Zwar hat man den Aufwand, dass man Lebensmittel einkaufen muss, dafür weiß man, was man hat und spart sich einige Münzen für die Reise. Da man als Backpacker unterwegs zuhause ist, kann man sich einfach selbst fragen, ob man auch zuhause täglich essen gehen würde? Wahrscheinlich nicht, und genauso verhält es sich auch unterwegs!
Tipp 4: Koche selbst oder gehe an Orten essen, an denen weniger Touristen sind. Halte dich außerdem an die lokale Bevölkerung!
Organisiere deinen Transport selbst
Eine Sache schlägt beim Reisen oft sehr teuer nieder und das ist der Transport. Wenn man von einem in das andere Land reisen muss, dann kommen teuere Flugtickets auf einen zu. Wenn man vom Airport zur Unterkunft muss, dann muss man oft Taxis bezahlen und wenn man die Gegend erkunden möchte, dann fallen ebenfalls häufig Transportkosten an.
Hier gibt es riesige Unterschiede von Land zu Land. Jedoch kann man eins behaupten, dass man auf eigene Faust immer günstiger dran ist als wenn man sich einem organisierten Transport anschließt. Am besten ist es, wenn man sein eigenes Fahrzeug hat, das man günstig im Land erwerben kann, wenn das Visa es zulässt. Ansonsten sollte man ein Fahrzeug zu guten Konditionen mieten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in Asien der Transport am günstigsten ist. Ansonsten ist man auf Taxis, Shuttle-Busse, Busse oder Züge angewiesen. In manchen Ländern kann man auch UBER verwenden.
Tipp 5: Organisiere deinen Transport online oder vor Ort selbst!
Reisen selbst organisieren und auf Pauschalangebote verzichten
Einen der größten Fehler, den viele Reisende machen ist der, dass sie zu Beginn Pauschalreisen buchen, sich auf Hotels verlassen und oft an vielen schönen Orten in die berühmte Touristenfalle laufen. Das alles kostet unglaublich viel Geld und kann schon innerhalb einer Woche so viel Geld verschlingen, mit man andernfalls über einen Monat leben kann.
Pauschalreisen sind für Langzeitreisende tabu
Für uns sind Pauschalreisen tabu. Wir organisieren unsere Reisen immer ohne größere Mühe selbst und sparen dadurch hunderte von Euros. Eine Pauschalreise besteht meist immer aus drei Sachen: dem Flug, dem Transport und der Unterkunft im jeweiligen Ort. Reiseveranstalter übernehmen diese Organisation für einen. Deshalb sind Pauschalreisen oft teurer als eigenständiges Reisen.
In der heutigen Zeit braucht man im Grunde keine Pauschalreisen mehr, denn man kann sich die Reise ohne große Mühe innerhalb von einigen Stunden zum Bruchteil des Pauschalpreises selbst zusammenstellen. Dies ist durch das Internet und viele Vergleichsseiten sehr einfach geworden.
Individuelle Reise im Vergleich zur Pauschalreise am Beispiel von Kuba
Pauschalreise für 23 Tage für 2000 Euro nach Kuba: Würdest du eine Pauschalreise mit Flugzeug, Hotel, Halbpension und Transport für 23 Tage Kuba buchen, dann würde dich das circa 2000 Euro kosten. Die Vorteile wären natürlich, dass du dich um nichts mehr kümmern musst. Die Nachteile: Du musst viel mehr bezahlen und kannst dir das als Langzeitreisender auf die Dauer nicht leisten, außer du bist wirklich vermögend.
Individuelle Reise für 23 Tage für 1000 Euro: Einen Hin- und Rückflug von München nach Kuba bekommt man bereits für 300,- €. Eine Wohnung in einem Gästehaus (2-4 Schlafplätze) bekommt man ohne Frühstück pro Woche ebenfalls für 150,- €. Die ganzen Transporte vom Flughafen und zwischen den Unterkünften kann man ebenfalls ohne Probleme online oder direkt vor Ort buchen (mit drei Ortswechseln und inkl. Flughafentransfer kostet das circa 100,- €). Dann braucht man noch circa 150,- € für Essen. Mit 1000,- € kommt man also hin, wenn man alleine reist. Wenn man zu zweit reist, kommt man locker hin, denn dann kann man sich die Kosten für die Unterkunft teilen und würde sich im Vergleich zu einer Pauschalreise viel Geld sparen. Nachteil, man muss alles selbst organisieren und auch kochen!
Tipp 6: Organisiere deine Reisen selbst und meide Pauschalreisen!
Warum Reisen auf eigene Faust intensiver ist als Pauschalreisen
Bevor ich begonnen hatte auf eigene Faust zu reisen, kannte ich nur das Pauschalreisen. Ich buchte mir meistens in einem Reisebüro einfach eine Pauschalreise, sagen wir mal nach Spanien für zwei Wochen. Meistens ging es in irgendein Hotel, das nicht weit vom Strand lag. Morgens verbrachte man die Zeit am Strand. Mittags kehrte man zum Essen ins Hotel zurück. Abends schlenderte man noch durch die Gassen, um sich ein Souvenir zu kaufen und abends verbrachte man entweder in der Hotelbar oder im Zimmer. Nach zwei Wochen flog man wieder heim, um allen anderen zu berichten, wie super der Urlaub war und dass man jetzt Spanien kennt. So oder so ähnlich läuft es bei den meisten Pauschalreisenden ab.
Das einzige, was man in Wirklichkeit kennengelernt hat, war der Hotelstrand, das Hotelzimmer, das Hotelessen und die Touristenmeile mit überteuertem Zeug. Man hat also von dem Ort gar nichts richtig kennengelernt, geschweige denn die Kultur des Landes ansatzweise erlebt oder verstanden.
Wie denn auch? Denn man hatte keinen richtigen Kontakt zu den Einheimischen, außer zu den Händlern, die einem etwas unterjubeln wollen.
Wenn du auf eigene Faust reist, dann kommst du automatisch mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt. Nicht selten ergeben sich Einladungen zu Ausflügen, zum Abendessen usw.. Das kann dir keine Pauschalreise bieten.
Tipp 7: Bei selbstorganisierten Reisen springt meistens mehr raus!
Touristenfallen umgehen oder ganz meiden
Als Touristenfallen gelten Orte, an denen tausende Touristen täglich ankommen, um ein Bild zu knipsen, ein Souvenir zu kaufen oder einfach, um da gewesen zu sein. Diese Orte sind oft ein Aushängeschild, sobald man in einem Land ankommt. Beispiele wären in Mexiko Chitchén-Itzá, in Australien die Zwölf Apostel, in Kambodscha Angkor Wat, oder in Bali der Tempel Pura Ulun Danu Bratan.
Jedesmal ist das Schauspiel das Gleiche. Egal in welchem Land und egal bei welcher Sehenswürdigkeit. Der ankommende Tourist wird in manchen Ländern schon am Flughafen mit irgendwelchen Tipps und Verkaufsangeboten zu Ausflügen bombardiert, weiter geht es mit diesen Angeboten in den Hotels oder Unterkünften bzw. auf den Straßen.
Wir lehnen diese Angebote fast immer ab, außer es handelt sich um eine Attraktion, die man auf eigene Faust nicht erkunden kann oder die auf eigene Faust verboten ist. z.B. Schnorcheln mit den Walhai in Australien. Aber andere Attraktion, wie zum Beispiel der Besuch eines Tempels oder einer Maya-Pyramide, kann man selbst organisieren und sich dadurch viel Geld sparen. Dazu bucht man sich einfach ein Fahrzeug oder Roller und fährt selbst hin. Das reduziert die Kosten meist erheblich.
Tipp 8: In Touristenhochburgen nichts kaufen oder buchen, immer auf eigene Faust entdecken.
Fazit zu unseren Spar-Tipps für’s Langzeitreisen
Uns ist bewusst, dass viele Reisende anders in der Welt unterwegs sind als wir. Oft hängt es vom Finanziellen ab, wie man reist, oft auch vom Menschen selbst. Wir haben diesen Artikel an unseren Erfahrungen ausgerichtet und darauf, was wir unterwegs bei uns selbst und anderen Reisenden beobachten konnten. Langzeitreisen müssen kein Traum bleiben und sind sicherlich nicht nur Vermögenden vorbehalten, wenn man bereit ist, sich auf das Wesentliche zu begrenzen und auf das ein oder andere finanzielle Extra zu verzichten. Wir hoffen, dass wir euch mit diesen Tipps ein wenig den Weg zu einer Langzeitreise ebnen konnten.
Hier sind nochmals die Tipps zusammengefasst:
- Konsumziele in „wirklich wichtige“ Ziele ändern und Geld fokussierter einsetzen!
- Kaufe nur das, was du tatsächlich brauchst, denn Besitz ist Belastung!
- Meide „gehypte“ Länder, Städte und Stadtviertel in der Hochsaison!
- Koche selbst oder gehe an Orten essen, an denen weniger Touristen sind. Halte dich außerdem an die lokale Bevölkerung!
- Organisiere deinen Transport online oder vor Ort selbst!
- Organisiere deine Reisen selbst und meide Pauschalreisen!
- Bei selbstorganisierten Reisen springt meistens mehr raus!
- In Touristenhochburgen nichts kaufen oder buchen, immer auf eigene Faust entdecken.
Hinweise: Hier finden wir unser Transporte, Flüge und Unterkünfte
- Unterkünfte buchen wir entweder bei Airbnb oder bei Booking.
- Unsere Flüge suchen wir meistens bei scyscanner.
- Mietfahrzeuge finden wir meistens über Rentalcars .
Wenn ihr ebenfalls Langzeitreisende seid, dann würden uns über eure Erfahrungsberichte freuen. Natürlich beantworten wir auch gerne die Fragen von allen, die eine Langzeitreise planen.