Der Morgen des siebten Tages begann erst einmal mit einem lauten Geröll der anderen Camper, die sich bereits sehr früh auf den Weg Richtung Coober Pedy machten. Viele von ihnen versuchten wohl in den Morgenstunden so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen, um dadurch der Mittagshitze ein bisschen zu entfliehen. Wir machten das Gegenteil und nutzten die kühlen Morgenstunden, um die Gegend zu erkunden.
Wir schlossen unseren Camper ab, packten unsere Wertsachen und zwei Flaschen Wasser in einen kleinen Rucksack und machten uns auf den Weg zum Salzsee. Unsere Wertsachen ließen wir nie unbeaufsichtigt im Camper. Australien gilt zwar als ein sicheres Reiseland. Dennoch gibt es auch hier Kriminalität und Camping-Vans sind oft ein beliebtes Einbruchsziel. Deshalb sind wir immer vorsichtig unterwegs.
Der Salzsee erschien uns vom Parkplatz aus recht nah. Dennoch machte uns die Sonne auf dem Weg dorthin ziemlich zu schaffen. Die unzähligen Fliegen machten das Ganze nicht gerade besser. Durch das Fuchteln mit den Händen, mit dem wir die Fliegen verscheuchen wollten, kamen wir noch mehr ins Schwitzen. Doch zum Glück kam „Bob Marley“ vorbei und verriet uns einen alten Aborigine-Trick. Man nehme einfach einen kleinen Zweig von einem Strauch und nutze ihn wie ein Wedel. Das hält die Fliegen auf Abstand.
Und der Trick funktionierte. Von nun an mit einem Zweig wedelnd setzten wir also unseren Trip fort.
Als wir den Salzsee erreichten, hatten wir den Eindruck, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Der ausgetrocknete Salzsee war gewaltig und sah aus wie eine weiße Salzwüste. Das Salz ähnelte festem Gestein. Die kristallartige Oberfläche war bewundernswert. Zudem flimmerte das Sonnenlicht über dem Salzsee.
Die Gegend war schön und unwirklich zugleich und obwohl wir gerne noch länger geblieben wären und das Areal weiter erforscht hätten, mussten wir bereits nach einer halben Stunde aufgeben. Uns war in der Sonne einfach viel zu heiß. Dennoch können wir den Ort unbedingt empfehlen. Denn so etwas sieht man nicht alle Tage.
Coober Pedy – Das Leben in einer Mondlandschaft
Nach unserem Abstecher zum Salzsee machten wir uns direkt auf den Weg nach Coober Pedy. Vor allem die Landschaft auf dem Weg dahin war beeindruckend. Raue Steppe, von Winden geprägt, aber dennoch sehr lebendig. Unterwegs begegneten wir vielen Tieren.
So zum Beispiel einer Gruppe Emus, vielen Kängurus und beeindruckenden Riesenadlern, die sich an den Resten überfahrener Kängurus satt aßen. Wir fanden es jedes Mal traurig zu sehen, wie viele Tiere von den Fahrzeugen entlang der Strecke getötet wurden. Dabei wurden auch Nutztiere wie Kühe oder Ziegen nicht verschont. Es gab Streckenabschnitte, auf denen alle paar Kilometer tote Kühe am Straßenrand herumlagen oder besser gesagt das was von ihnen übrigblieb. Skelette, abgefressene Schädel und Knochen säumten den Anblick. Manchmal glich die Gegend daher solchen, die man aus Horrorfilmen kennt.
Dass die Strecke nicht ungefährlich war, konnte man anhand der vielen Schrottfahrzeuge, die am Straßenrand lagen erkennen. Solche Schrottfahrzeuge findet man im Outback immer mal wieder. Speziell auf diesem Streckenabschnitt war deren Anzahl aber besonders hoch.
Wir waren noch nicht in Coober Pedy angekommen, als am Horizont hunderte kleine Hügel auftauchten. Es waren von Menschen, die im Erdreich nach Schätzen suchten, gemachte Hügel.
Laut einer Legende trat eine Aborigine-Frau beim Schafe hüten mit ihrem Fuß an einen Stein. Als dieser sich drehte, funkelte ihr ein großer Opal entgegen. Dieser Opal war es, der in der Gegend den Opalrausch auslöste. Glücksritter aus der ganzen Welt kamen in diese raue Gegend um ihr Glück zu versuchen.
Mit herkömmlichen Schaufeln und einfachen Werkzeugen suchten die Glücksritter in der staubigen Erde nach Opalen.
Da es in und um Coober Pedy herum sehr heiß war, konnte ein Leben auf der Oberfläche lebensgefährlich werden. Um sich zumindest nach Feierabend vor der Hitze zu schützen, verlagerten die Menschen ihr Leben daher unter Tage. Denn dort war es angenehm kühl. Häuser, Restaurants, Kirchen und Hotels meißelten sie komplett unter der Erde in Stein.
Wir konnten uns eine unwirklichere Gegend zum Leben nicht vorstellen. Dennoch lebten hier einige Menschen, denen wir begegneten schon ein Leben lang. Der Glaube an den nächsten Fund hält sie laut eigenen Aussagen hier. Gerade zu Beginn war das Leben in Coober Pedy wohl unglaublich hart. Es gab hier kein Wasser, weshalb es mühevoll hunderte Kilometer weit aus dem Süden herbeigebracht werden musste. Was heute mit LKWs und Zügen geliefert wird, musste früher mit Kamelen befördert werden. Obwohl sich die infrastrukturelle Anbindung der Stadt gebessert hat, ist das Wasser in Coober Pedy auch heute noch teuer. Und wer gedenkt, sein Fahrzeug mit Wasser zu waschen, den erwartet eine Geldstrafe.
Als wir unseren Camper mit Wasser auftanken wollten, mussten wir ebenfalls eine Gebühr in Höhe von einem Australischen Dollar bezahlen. Erst im Anschluss konnten wir 15 Minuten lang den Wasserhahn verwenden. Da wir bei weitem nicht so viel Wasser brauchten, teilten wir den Wasserhahn mit anderen Campern. So hatten alle etwas davon.
Die harte Gegend von Coober Pedy vertragen die Einheimischen Aborigines am besten. Sie sind es auch, die neben Touristen das Straßenbild prägen.
Während unseres Aufenthaltes in der Stadt besuchten wir einige unterirdische Behausungen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung standen. Die Idee unter der Erde zu leben machte hier aus mehreren Gründen Sinn. Denn so konnte man parallel weiter graben und Opale suchen und hatte sein Zuhause ebenfalls in unmittelbarer Nähe.
Wir waren froh, den unterirdischen Behausungen einen Besuch abgestattet zu haben, da wir dadurch der Hitze und dem Staub draußen ein wenig entkommen konnten.
Hinterlassenes Raumschiff aus dem Film Pitch Black mit Vin Diesel
Wie wir erfuhren, wurde in der Szenerie der berühmte Science- Fiction Film „Pitch-Black“ mit Vin Diesel gedreht. Man konnte das Raumschiff aus dem Film kaum verfehlen. Es wurde einfach mitten im Ort neben einer Mine zurückgelassen. Je nach Winkel sieht die Attrappe echt cool aus und erinnert tatsächlich irgendwie an Außerirdische in dieser Gegend.
Es war kein Wunder, dass die Macher des Films diesen Ort für ihren Alien-Film auswählten. Denn Coober Pedy war anders als gewöhnliche Wüstenstädte, die man aus einem Westernfilm kennt. In Coober Pedy waren die überirdischen Behausungen mindestens genau so kurios wie die unterirdischen. Sie waren zum Teil aus Metallformationen und Backsteinen gebaut. Nichts Besonderes und doch einzigartig. Einige Künstler ließen hier auch ihrer Fantasie freien Lauf. Ihre Kunstobjekte jagten dem einen oder anderen Touristen wegen ihrer Kuriosität ein bisschen Angst ein.
Wir verbrachten fast den ganzen Tag in Coober Pedy, bevor wir uns wieder auf die Weiterreise machten. Doch auch als wir diesen unwirklichen Ort hinter uns ließen, sahen wir immer noch vereinzelte kleine Hügel in der weiten Landschaft verstreut. Die Glücksritter der Opale waren überall.
Ein fast perfekter Campingabend im Outback
Unseren Schlafplatz an diesem Tag fanden wir einfach irgendwo im Busch. Wir sahen eine Streckenabbiegung und folgten dieser, bis wir eine größere Fläche erreichten, an dem auch unser Camper ohne Probleme stehen konnte. Wir wollten an diesem Abend ein Lagerfeuer machen und ein wenig grillen.
Gerade als wir dachten, dass wir hier einen ruhigen und romantischen Abend verbringen könnten, tauchte plötzlich ein riesiger Reisebus mit fünfzig Schulkindern auf. Es waren zwei Schulklassen, die ihre Ferien im Outback verbrachten. Der Leiter dieser Truppe fragte uns, ob wir was dagegen hätten, wenn sie sich zu uns gesellten. Hatten wir natürlich nicht, denn die freie Fläche war so groß, dass uns der Bus nicht störte. Offen gestanden waren wir sogar ein wenig froh, nicht ganz allein im Nirgendwo stehen zu müssen.
Die Jugendlichen fingen sofort an, ihre riesigen Schlafsäcke auszurollen, denn sie schliefen im Freien auf dem Boden um den Sternenhimmel beobachten zu können.
Wir positionierten uns unweit von ihnen und entzündeten unser eigenes Feuer. Wir sahen den Reisebus zwar auf der anderen Seite der Fläche, aber er war weit genug weg, dass jeder seine Ruhe hatte.
Unser Feuerholz suchten wir in der umliegenden Gegend. Dort war genügend altes und trockenes Holz vorhanden. Als das Feuer uns ausreichend Asche lieferte, gruben wir in unmittelbarer Nähe eine Kerbe aus und füllten sie mit etwas Asche. Danach legten wir in Folie eingepackte Kartoffeln und Hähnchenschenkel auf das Aschebett, deckten das Essen von oben mit Asche zu und verschlossen es mit etwas Erde.
Es dauerte gute zwanzig Minuten bis ein angenehmer Geruch unsere Nasen erreichte. Das Zeichen dafür, dass unser Essen fertig war. Wir holten es aus der heißen Asche heraus und legten es auf die Teller. Es schmeckte super! Danach machten wir uns noch einen Tee und beobachten den wunderschönen Sternenhimmel.
Vor dem Schlafengehen hatten wir das Feuer wieder mit Erde bedeckt, denn die Winde können im australischen Outback nachts sehr stark werden und schnell die umliegenden Büsche in Brand setzen. Das wollten wir lieber nicht riskieren.
Die Nacht war angenehm kühl und ruhig. Das Einzige, was man hörte, waren ab und an die Roadtrains. Diese monströsen Fahrzeuge waren gigantisch laut. Deshalb war es gut, dass der Übernachtungsplatz nicht direkt an der Straße, sondern einige hundert Meter entfernt lag.
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