Nicht weit von Katherine River starteten wir müde in den Tag. Die heiße Nacht, die Insekten und das viele Schwitzen sorgten für eine schlaflose Nacht. Das Einzige, was da morgens half, war die kalte Dusche aus der Flasche und ein guter Kaffee. Die frühen Morgenstunden zwischen 5 und 8 Uhr sind definitiv die besten, danach steigen die Temperaturen exponentiell an.
Sollte euch jemals irgendjemand erzählen, dass eine Reise durch das australische Outback bequem ist dann lügt er. Denn eine Reise durchs Outback ist abenteuerlich aber ganz bestimmt nicht bequem. Wir fragten uns oft, wie es wohl für die ersten Erforscher des Kontinents gewesen sein muss, die diese Weiten bei der Hitze zu Fuß durchquerten. Das war bestimmt ein Höllentrip. Das waren noch richtige Abenteurer.
Ein kleiner Aborigine in der Bibliothek
Nach der Dusche und dem Frühstück sah unser Programm vor, zurück nach Katherine zu fahren und unsere Kameras und Laptops in der dortigen Bibliothek aufzuladen. Am liebsten hätten wir unsere Elektrogeräte im Camper aufgeladen aber leider gab es im Britz-Camper keine autarke Auflademöglichkeit und so waren wir gezwungen unsere Geräte anderweitig aufzuladen. Zum Glück hat in Australien jeder Ort eine öffentliche Bibliothek, die jedermann nutzen kann. Dort gab es nicht nur die Möglichkeit seine Batterien aufzuladen, sondern auch Toiletten und manchmal sogar Duschen kostenlos zu nutzen. Außerdem gab es dort kostenloses Internet und natürlich viele tolle Bücher in klimatisierten Räumen. Meistens erledigten wir während des Aufladens einige Arbeiten an unserem Laptop.
Im Normalfall ist es in der Bibliothek recht ruhig. An diesem Tag war jedoch eine Gruppe Aborigines in dem Raum, die sich lautstark unterhielten.
Dabei hatten wir ein lustiges Erlebnis mit einem circa dreijährigen Aborigines Jungen, der uns beim Arbeiten entdeckte und sich anschlich. Er sagte kein Wort, wollte aber wissen, was sich in unseren Taschen befand. Als er anfing, die Taschen zu durchforsten, ermahnte ich ihn, es zu lassen. Er verstand es auf Anhieb. Dennoch drehte er seine Kreise um uns herum und lächelte. Dann ging er zielgerichtet zu einem Regal, holte ein Buch heraus und brachte es uns. Der Buchtitel lautete: „Between Borderline and Burnout“. Wir lachten, denn das Buch passte zu unserer aktuellen Gemütslage wie die Faust aufs Auge. Jedenfalls verstand der Junge, dass wir es lustig fanden und grinste ebenfalls. Das Lachen verband.
Katherine River: Schwimmen wegen der Krokodile verboten
Nach unserem Bibliotheksbesuch fuhren wir zum 30 Kilometer entfernten Fluss „Katherine River“.
Dort gab es ein großes Informationszentrum und einige Wanderwege, die in den „Katherine Canyon“ führten. Wer keine Lust hatte zu wandern, der konnte einen Bootsausflug durch den Canyon buchen. Leider befanden wir uns direkt in der Regensaison und die Flüsse waren stark angestiegen, sodass man sich sehr schnell in Gefahr begab, wenn man nur ans Ufer des Flusses kam.
Es herrschte Krokodilgefahr. Das war echt schade, denn als ich das letzte Mal hier war, waren wir in diesem Fluss schwimmen. Bei der Hitze wäre es eine willkommene Abwechslung gewesen. Aber nun gut. In einem Krokodilsmaul wollten wir dann lieber doch nicht landen. Also entschieden wir uns für eine kleine Wanderung auf den nächsten Aussichtspunkt.
Die Wanderung dauerte nicht einmal zehn Minuten. Allerdings kamen uns die zehn Minuten vor wie eine halbe Ewigkeit, da die Hitze so erbarmungslos auf uns niederbrannte. Die Tour war anstrengend, aber sie hatte sich gelohnt. Die Aussicht war grandios.
Nach einer kurzen Pause schleppten wir uns zurück in das Informationszentrum und ruhten uns erst einmal in den klimatisierten Räumen aus. Wir hätten gerne noch mehr gemacht, aber das schien einfach zu strapaziös. Wer gut in Form ist, der kann für einige Tage den schönen Fluss entlang wandern und dort übernachten. Dazu fühlten wir uns jedoch nicht in der Lage.
Auf dem Rückweg vom Katherine River hielten wir an einer besonderen Schule an. Der „Katherine School of the Air“. Leider hatten die Kinder Ferien und die Schule war geschlossen, sonst hätten wir ihr einen Besuch abgestattet. Diese Schulart wird vor 90 allem von den Bewohnern des Outbacks für ihre Kinder benutzt. Denn hier wird über das Internet per Live-Video unterrichtet. Aufgrund der weiten Distanzen ist diese Art des Unterrichts notwendig. Uns blieb nichts anderes übrig, als nur ein Bild zu knipsen und weiterzufahren.
Als wir den Ort Katherine erneut passierten, bot sich uns wieder das gleiche Bild wie an den Tagen zuvor. Das Leben spielte sich draußen ab und das Bild prägten die vielen Aborigines. Es lohnt sich auf der Durchfahrt hier anzuhalten und das Treiben zu beobachten. Denn es stellt wirklich einen großen Kontrast zum Leben in Deutschland dar.
Schlafen mit Krötenlauten und Rauch in der Luft
Unser nächster Punkt waren die Edith Falls. Dort in der Nähe wollten wir übernachten. Als wir am freien Rastplatz ankamen, hatten sich schon andere Camper aufgestellt. Der Platz war nichts Besonderes. Ein oder zwei Nächte konnte man hier dennoch verbringen.
Jedenfalls dämmerte es uns, dass die kommenden Nächte hier und auch weiter nördlich nicht angenehmen werden würden. Die Hitze, die Insekten und jetzt noch die hinzukommenden Laute verschiedener Tieren wie Kröten machte es nicht einfacher einzuschlafen. Der Spaß begann mit der Dämmerung und dem Summen der Moskitos! Wir dachten, es könne nicht mehr schlimmer werden als die Nächte zuvor, aber da irrten wir uns gewaltig. Die Insektenplage nahm massiv zu, die blöden Fliegennetze hielten diese auch nicht mehr auf, sodass wir die Scheiben im aufgeheizten Camper schließen mussten. Wir schwitzten literweise Wasser, schlugen alle paar Minuten irgendein Vieh tot und fluchten dabei. „Scheiß Viecher, blöder Britz-Camper, wie kann man nur so ein doofen Camper vermieten?!“
Das Gequake der Kröten verstummte dann plötzlich mitten in der Nacht. Kurz darauf wussten wir auch wieso. Es brannte irgendwo ganz in der Nähe. Der Qualm stand überall. Das Feuer wird in Australien oft von den Rangern gewollt entfacht. Dadurch soll die Flora und Fauna bei Laune gehalten werden. Die Aborgines sind ein Verfechter des Anzündens. Sie glauben, dass es ihre von der Mutter Natur aufgetragene Aufgabe sei, Brände zu legen und das Gleichgewicht so in Schach zu halten.
An diesem Abend waren wir nicht der Meinung, der Feueranzünder, denn wir mussten unter diesem blöden Qualm eine halbe Nacht leiden. Jedoch quälten wir uns nicht alleine. Auch andere Camper schoben die Türen und Autoscheiben hin und her. Mal schnappte einer nach Luft, mal scheuchte jemand die Insekten ins Freie. Allen gemein war, dass sie parallel herumfluchten. Wenn auch in verschiedenen Sprachen. Nichtsdestotrotz überlebten alle die Nacht und freuten sich am nächsten Morgen umso mehr auf den Wasserfall.
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