Den Tag zuvor sahen wir, dass es bei den Edith Falls gute Duschen und Campingtische gab, wo sich einige Australier bedienten. Wir entschieden uns deshalb nach dem Wach werden direkt dorthin zu fahren. Wir duschten diesmal auch nicht aus der Plastikflasche, sondern hatten eine richtige Dusche mit heißem Wasser. Zugegebenermaßen vermissten wir eine heiße Dusche. Die Dusche aus der Plastikflasche war zwar gut, aber warmes Wasser aus der Dusche ist nach so langer Zeit doch ein Luxus.
Danach verbrachten wir noch einen halben Tag bei den Edith Falls und kochten uns anschließend mittags in unserem Camper Spaghetti. Überhaupt entschieden wir uns, immer mittags warm zu essen, da wir abends immer mit dem aufgeheizten Camper und den Moskitos zu kämpfen hatten.
Beim Essen hörten wir einige deutsche Stimmen. Es waren andere Reisende, die gerade ihren Wasservorrat auffüllten. Insgesamt hatten sie vier Backpackerfahrzeuge und reisten in einer Kolonne. Zwei der Fahrzeuge hatten einen Allradantrieb. Die anderen waren normale Station Wagons. Wir fragten sie, ob sie bereits einen Abstecher zum Kakadu-Nationalpark hinter sich hätten und ob ein Durchkommen dort prinzipiell möglich wäre?
Wir bekamen eine harsche Antwort von der selbsternannten Rudelführerin: „Mit eurem Camper könnt ihr es vergessen. Egal ob Regenzeit ist oder nicht. Ihr braucht einen Allrad so wie wir!“ Damit war das Gespräch auch schon beendet. Ich ärgerte mich ein wenig über diese arroganten und unfreundlichen Reisenden, die selbst keine Ahnung hatten und noch mit Falschinformationen anderen Reisenden Blödsinn erzählten.
In der Trockenzeit kann man mit einem ganz normalen Fahrzeug, den Kakadu-Nationalpark gut bereisen. Das hatten wir vor zehn Jahren mit einem Mitsubishi getan und sind fast überall durchgekommen, sogar auf Strecken, die für Allradfahrzeuge ausgewiesen waren. Und in der Regenzeit kommt man auch mit einem Allradfahrzeug nicht überall durch. Die Strecken sind dann einfach gesperrt beziehungsweise zum Befahren zu gefährlich.
Nur zu oft sahen wir junge Reisende, die sich einen fetten Geländewagen mit Allradantrieb kauften um durch Australien zu reisen. Und das, obwohl sie diesen Allrad eigentlich nie richtig einsetzten, weil sie die meiste Zeit über gute Straßen fuhren. Hier spielte das Angeben eine wichtigere Rolle als der tatsächliche Nutzen des Fahrzeugs.
Jedenfalls erschien uns die Anführerin dieser Kolonne als übereifrig. Sie schien auch nicht zu verstehen, dass es beim Reisen nicht darum geht Punkte abzuhaken. Das sah man an den zwei anderen Fahrzeugen, die lieber noch geblieben wären, aber ihr genervt weiter folgten. Man hörte sie noch dem anderem Fahrzeug zuschreien „Hast du ein Tempomat? Wir fahren genau 100 km/h. Wenn du zurück bleibst, dann warten wir nicht auf dich!“ Der arme Kerl in dem anderen Auto tat uns schon leid, sodass wir beide den gleichen Gedanken hatten. Warum folgt er dieser Irren, er wäre alleine besser dran!
Ein versenktes Fahrzeug, bekiffte Reiseden, laute Musik und zu viele Insekten
Wir hatten die Edith Falls und die arrogante Kolonne hinter uns gelassen und waren auf dem Weg zu den Robin Falls. Es lag noch eine Strecke von gut 200 Kilometern vor uns, sodass wir planten, erst gegen Abend dort anzukommen. Die Fahrt dorthin verlief reibungslos und wir genossen die sich ändernde Landschaft unterwegs. Zwischen den vielen Büschen und Bäumen tauchten plötzlich Palmen auf. Zuerst waren es vereinzelte kleine Palmen, bis sich der Wald mit ihnen komplett schmückte. So wussten wir, dass wir im tropischen Gebiet angekommen waren.
Den ersten ausgesuchten Rastplatz, der nicht weit entfernt von den Robin Falls war, ließen wir hinter uns, weil wir bei ihm kein gutes Gefühl hatten. Vor allem begünstigte unsere Entscheidung ein frisch versenktes Auto im benachbarten Fluss, in dem auch Krokodile zu Hause waren. So fuhren wir den Campingplatz nahe der Robin Falls an.
Als wir einen Platz gefunden hatten und gerade unser Fahrzeug einparken wollten, hüpfte plötzlich ein Mann mit einem Hut auf dem Kopf aus dem Busch. Wir hatten ihn bei seinem Geschäft gestört. Wir lachten beide und ich wies noch auf das Warnschild hin, dass es hier im Busch viele Schlangen gab. Da kann so ein Geschäft im Busch das letzte werden.
Es war schon Abend. Von daher beschlossen wir, die Robin Falls erst am nächsten Tag zu besuchen. Jedenfalls hörten wir am anderen Ende wieder einmal deutsche Stimmen. Ich lief rüber, um einige Worte zu wechseln und Informationen zu den Robin Falls einzuholen, während Lisa das Bett machte.
Meistens treffen wir unterwegs auf nette Reisende, die gerne viel erzählen. Begegnungen mit anderen Reisenden haben einen großen Wert, denn ohne diese macht das Reisen nur halb so viel Spaß. Aber an diesem Tag hatten wir, um ehrlich zu sein, lauter Idioten angetroffen.
Bei diesen beiden handelte es sich um zwei junge Männer, so um die dreißig herum. Der Eine saß an seinem Campingtisch direkt neben seinem Travellers Autobarn. Er drehte eine Zigarette oder einen Joint. Auf dem Boden lag ein umgeworfener Topf mit Reis. Der Reis war überall auf dem Boden zerstreut und es sah aus wie im Schweinestall. Der Andere versteckte sich hinter dem Camper und blickte mit beobachtenden Augen heraus. Ich muss zugeben, als ich die Szene sah, hatte ich schon meine ersten Zweifel bzgl. der zwei Typen.
Auf die Frage hin, ob man problemlos zu den Wasserfällen gelangen kann, bekam ich die Antwort. „Das kannst du sogar mit Flipflops machen!“ Mir fiel auf, dass er Mühe hatte mir zu antworten oder sich zu konzentrieren. Als der andere hinter dem Camper merkte, dass ich keine Gefahr darstellte, kam er heraus und brachte eine Frage zustande: „Bist du illegal in Australien?“ Ich muss sagen, mit dieser kuriosen Frage hätte ich persönlich nie gerechnet. „Nein, natürlich nicht“, antwortete ich. Es herrschte kurz Stille und ich beschloss lieber wieder zu gehen. Die beiden komischen Typen konnte ich nicht einschätzen. Darauf verabschiedete ich mich und ging. Die Frage bereitete mir jedoch Kopfzerbrechen. Wie kam er auf so eine Frage? Ich werde es wohl nie erfahren.
Als wir uns bereits schlafen gelegt hatten, tauchten plötzlich zwei weitere Campingfahrzeuge auf. Es waren Jugendliche, die laut Musik aufdrehten und versuchten mit ihren Allradfahrzeugen ihre Weibchen zu beeindrucken. Sie parkten ganz in der Nähe von uns und blieben die ganze Nacht. Nach circa zwei Stunden lauter Rap Musik wurde es jedoch ruhiger, sodass alle schlafen konnten.
Die Nacht war angenehm kühl und wir hatten nur zu Beginn einige Moskitos im Camper. Diese hatten wir jedoch schnell ausgelöscht und die Fenster mit Taschentüchern extra abgedichtet, sodass keine neuen nachflogen. Die restliche Nacht war gerettet und wir konnten gut schlafen!
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