Vom Gleitweg im Oytal, der circa 7 Kilometer von Oberstdorf entfernt liegt, hörte ich schon öfters. Aber gewandert bin ich diesen noch nicht. Das sollte sich am 21. Mai 2020 ändern! Denn das Wetter war super, es war Vatertag und es war immer noch Corona-Zeit und somit waren kaum Touristen unterwegs. Beste Voraussetzungen also, um eine erinnerungsreiche Wanderung zu starten.
Wandern ins Oytal bis zum Gleitweg
Die Wanderung begann am Parkplatz an der Oybele-Halle in Oberstdorf, um 7 Uhr morgens. Denn um 8 Uhr wollte ich bereits am Oytalhaus sein und nach einer kurzen Pause den Oytal Gleitweg beginnen. Es lagen erst einmal 7 Kilometer und 1 Stunde geradewegs laufen vor mir. Dem Weg vom Parkplatz aus ins Oytal folgend, der entlang toller Panoramaberge verlief, wanderte ich los.
Die ganze Zeit über begleitete mich das Rauschen des Oytalbachs weiter unten in der Schlucht. Ab und zu überholten mich Fahrradfahrer. Einige machten es sich ein bisschen einfacher als ich und fuhren bis zum Oytal Gleitweg mit dem Fahrrad. Dort angekommen ließen sie es unten zurück, bevor sie den Gleitweg begannen. Ich hatte auch daran gedacht, jedoch hatte ich keine Lust den gleichen Weg wieder zurück zu laufen und entschied mich somit, den Weg zu Fuß zu gehen.
Das Oytal an sich ist schon der Hammer, die riesigen umliegenden Berge und die Wasserfälle bieten einem eine Bilderbuchaussicht. Jedenfalls nahm ich mir die Zeit und rastete am Startpunkt zum Gleitweg circa 30 Minuten und genoss die Morgenluft sowie die Atmosphäre, bevor es richtig losging.
Der Oytal Gleitweg
Natürlich hatte ich mich vorher über den Oytal Gleitweg informiert und die Infos haben mir Respekt eingehaucht. Denn es gab auf diesem Wanderweg bis zum Seealpsee schon mehrere schwere Abstürze und sogar Tote. Außerdem schrieben viele in Foren, dass der Oytal Gleitweg lebensgefährlich sei. Deshalb wollte ich zuerst drauf verzichten, aber entschied mich letztendlich dennoch, mir den Oytal Gleitweg wenigstens mal anzusehen! Ich dachte, da ich bereits die eine oder andere Wanderung hinter mir hatte, könnte ich es am besten vor Ort einschätzen, ob der Gleitweg etwas für mich wäre. Und wenn es zu riskant für mich wäre, dann würde ich einfach umdrehen und eine einfachere Wanderung machen. Also startete ich den Aufstieg bis zum Seealpsee.
Der Oytal Gleitweg wird sehr schnell, sehr steil. Sofort bemerkt man auch, dass der teilweise enge Pfad, jedenfalls zu Beginn von viel Geröll begleitet wird. Aber nach einigen hundert Metern eröffnen sich die abfallenden Grasberge, durch die sich der Oytal Gleitweg bis fast nach oben schlängelt.
Ich war überrascht, wie schön nicht nur der Weg, sondern auch die Aussicht war. Selten bin ich einem so schönen Pfad gefolgt. Es war märchenhaft und ich genoss es bei jeder kleinen Rast, die ich einlegte. Ich suchte mir auf dem Weg immer wieder kleine Felsvorsprünge, auf denen man sicher und gut sitzen konnte und starrte minutenlang in die Ferne und in die Allgäuer Berge.
Schon bald entdeckte ich die ersten Enzian-Blumen, die im Allgäu so berühmt sind. Je höher ich kam, um so mehr wurden es, irgendwann waren es hunderte, die blau die Grashügel säumten.
Ich folgte dem Oytal Gleitweg immer weiter und dachte ans Umdrehen überhaupt nicht mehr. Ich fühlte mich den ganzen Weg über sicher. Die Schönheit der Natur, der man hier begegnet, lässt jegliches Unwohlsein verfliegen. Die vorherigen Sorgen, dass der Weg zu gefährlich sei, waren verflogen. Dennoch passte ich auf, war nicht leichtsinnig, setzte jeden schritt Bedacht – bis ganz nach oben. An einer Stelle überquerte man einen Wasserfall und an anderen kleinere Bäche. Manche etwas heiklere Stellen waren mit Stahlseilen gesichert, an denen man sich zur Sicherheit halten konnte.
Da ich eher ein langsamer Wanderer bin, wurde ich mehrmals von anderen Wanderern überholt, die doch flott unterwegs waren. Ich fragte mich, wie die das schafften, denn es ging ganz schön steil hinauf und ich war fix und fertig. Aber die anderen waren fit und gingen den Weg mit Leichtigkeit. Naja, irgendwann werde ich vielleicht ebenso fit. Jedenfalls tauchten nach einiger Zeit wieder mehre Bäume auf dem Weg auf, die bald wieder verschwanden. Der letzte Abschnitt ging nochmal an der Felswand entlang mit Hilfe von Stahlseilen.
Der Seealpsee
Danach tauchte auch schon in der Ferne der Seealpsee auf. Ein wunderschöner Anblick, den der See mit seinen dunklen türkisen Farben vermittelte.
Schon bald tauchte wieder ein Wegweiser auf, der mir die Info gab, dass man um den See herumlaufen kann. Aber mir reichte es bis ans Ufer zu laufen und mich zu erfrischen. Auf der anderen Seite sah ich, dass eine Frau in den Seealpsee sprang. Da ich ebenfalls Badehosen dabei hatte, überlegte ich nicht lange, bis ich ebenfalls im Wasser drin war. Es waren nur einige Sekunden, aber für eine Erfrischung sollte es reichen. Das Wasser, so einladend es nach dem ganzen anstrengenden Weg auch war, es war einfach zu kalt dort länger im Wasser zu verweilen. Jedenfalls rastete ich hier wahrscheinlich eine Stunde, trank einen heißen Tee, den ich in einer Thermosflasche mitgenommen hatte. Erst als meine Kleider etwas trockener waren, ging ich weiter. Der Weg führte noch etwas am See entlang, wo hunderte kleine Fische herumhüpften, wenn sie von einem Räuber gejagt wurden.
Zum Höfatsblick und Edmund-Probst-Haus
Ab dem Seealpsee folgte ich dem Höfatsweg, der direkt zum Edmund-Probst-Haus führte und somit zur Station Höfatsblick der Nebelhornbahn. Unterwegs war noch nicht alles ganz vom Schnee befreit und blockierte damit nicht selten den Weg, sodass man entweder über den Schnee laufen oder sich einen anderen Weg suchen musste. Soweit ich weiß, sind die Wege wohl erst wieder ab Juli gut passierbar.
Kurz vor dem Höfatsblick kamen mir immer mehr Wanderer entgegen, die auf den einen oder anderen Gipfel auswichen. Denn es wimmelte hier nur so von Gipfeln, die man recht schnell besteigen konnte, wenn man wollte und schwindelfrei war. Dazu muss ich sagen, dass das Besteigen der Gipfel meiner Meinung nach im Vergleich viel gefährlicher war als der Oytal Gleitweg. An so manchem Gipfel ging es steil herunter und ein Absturz würde den sicheren Tod bedeuten. Mir wurde es manchmal mulmig, sodass ich den einen oder anderen vermied.
Jedenfalls war sowohl der Höfatsblick wie auch die ganze Nebelhornbahn zum Teil wegen des Corona-Virus und Bauarbeiten geschlossen. Was dem Wandern aber nicht schadete – im Gegenteil, es waren nur insgesamt ca. 50 Wanderer hier oben unterwegs. In der Tourismus-Saison würden sich hier wahrscheinlich Warteschlangen bilden. Ein weitere toller Nebeneffekt waren die Tiere. Ich sah Murmeltiere herumtollen und zwei Gemsen auf den Hügeln.
Der Aufstieg zum Nebelhorn
Ab dem Höfatsblick startete ich den weiteren Aufstieg zum Nebelhorn, auf 2224 Meter Höhe. Ich brauchte noch etwa eine ganze Stunde. Der Weg dorthin schien zwar einfach, aber man musste zum Teil noch durch den Schnee und meine Kräfte waren fast aufgebraucht. Naja, ich schaffte es irgendwann oben anzukommen. Die Aussicht war hier natürlich super. Vor allem der Panorama Blick auf die hunderte von Gipfeln der anderen Allgäuer Berge war toll. Ich rastete hier wieder circa eine Stunde und machte mich dann auf den Rückweg.
Ich muss sagen, der Aufstieg ist schon beschwerlich, aber ein Abstieg mit starker Neigung, ist ebenfalls nicht einfach. Ich wählte den Hauptweg, der einfach nur runter bis Oberstdorf führte. Der Weg war noch vom Winter total zerstört, zum Teil war es eine asphaltierte Straße und zum Teil Schotter. Eine katastrophale Mischung, die einen immer wieder ins Rutschen brachte, weshalb ich nur langsam vorankam. Ich muss hier sagen, dass der Weg ab der Nebelhornbahn bis ganz nach Oberstdorf leider nicht sehr toll war. Nur das Panorama konnte es wieder gutmachen. Würde ich wieder mal zum Nebelhorn wandern, dann würde ich definitiv einen anderen Weg wählen. Der über Rubihorn und die Gaisalpe ist bestimmt besser. Das nächste Mal halt.
Ich hatte es jedenfalls geschafft. Ich denke ich war circa 11 Stunden unterwegs und legte ungefähr 20 Kilometer zurück. Das spürte ich auch am ganzen Körper und zuhause angekommen war ich froh über mein wohlverdientes Abendessen und meine Ruhe.
Fazit zum Oytal Gleitweg
Das Schönste an dieser Wanderung war für mich persönlich der Oytal Gleitweg mit seiner atemberaubenden Aussicht. Ich würde diesen Weg immer wieder gerne laufen, der bei dem schönen Seealpsee endet. Der Gipfel vom Nebelhorn war ebenfalls toll, jedoch bin ich nicht der Gipfeljäger wie so mancher Wanderer. Gipfel sind für mich eher nebensächlich. Ich liebe es viel mehr unterwegs die Natur zu genießen, Tiere zu entdecken, neue Panoramablicke zu finden, Höhlen zu erkunden, Vegetationen zu erforschen und vor allem an Wasserfällen, Seen und Bächen zu verweilen. Diese Wanderung hatte fast all das, was ich von einer tollen Wanderung erwarte.
Meine Grundausrüstung zum Wandern:
Lowa Trekker Wanderschuhe | Deuter Futura 32 | Fjällräven Wanderhose | Wanderstöcke |
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Fakten zur Wanderung:
Jahreszeit | Mai |
Wetter | sonnig bis leicht bewölkt |
Ausrüstung | Mittlere Wanderschuhe, leichte Kleidung |
Ausgangspunkt | Parkplatz Oybele Festhalle Oberstdorf (8,50 Euro/Tag) |
Wanderzeit für Rundweg | Je nach Fitness und Pausen ca. 10 Stunden |
Tourencharakter | Mittelschwer. Teils asphaltierter Weg, teils Schotter, Hänge. Absturzgefahr. Trittsicherheit sollte man haben und schwindelfrei sollte man sein. |
Für alle Allgäu-Fans empfehlen wir die folgende Literatur:
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