Heute stand der Besuch bei Adelaide River an, die Krokodile wartet bestimmt schon auf uns! Wir wurden morgens vom Farmer der Mango Farm durch seine Kontrollrunden geweckt. Sein bellenden Hunde weckten uns. Das war gut so, denn es wurde sowieso Zeit aufzustehen.
Wir hatten einen Termin bei den „Jumping Crocodiles“. So nennt man die Attraktion am Adelaide River mit den riesigen Landwirbeltieren. Auf der Fahrt dorthin sahen wir, wie stark die ganze Gegend von der Überflutung betroffen war. Außerdem stellten wir fest, dass sich tausende von Vögeln und Tieren in diesem Sumpfartigem Gebiet richtig wohl fühlten.
Die springenden Krokodile waren nicht schwer zu finden, man musste nur den Werbeschildern folgen. Es gab mehrere Anbieter und jeder warb damit, das Original zu sein. Unsere Entscheidung fiel auf den ersten Anbieter, der einen guten Eindruck auf uns machte. Es gab dort ein Café, Toiletten, einen Kiosk und ein kleines Informationszentrum.
Wer bei den „Jumping Crocodiles“ eine Fahrt auf dem Adelaide River buchte, hatte die Wahl zwischen einem großem Boot, welches durch Glas geschützt war und einem kleineren offenen Boot. Wir nahmen das kleinere Boot und zahlten je Person 50 AUD für die Tour.
Beim Warten am Ufer versetzte ein kleines Krokodil die Reisenden in Aufruhr. Keiner hätte damit gerechnet, dass die Krokodile so nah waren. Jeder zuckte schnell seine Kamera und versuchte ein Foto zu ergattern. Doch das Theater am Ufer wurde dem Krokodil scheinbar zu viel, sodass sie abtauchte.
Einige Minuten später kam schon die Rangerin (Parkwächterin), die die Bootstour durchführte. Das Boot füllte sich schnell mit den Touristen. Die Mutigen saßen am Bootsrand. Die weniger Mutigen in der Mitte. Die Gesichtsausdrücke verrieten, dass fast jeder ein mulmiges Gefühl hatte. Dennoch siegte die Neugier und nicht die Angst. Jeder wollte so ein Urtier ganz nah erleben.
Die Bootsführerin begann die Tour mit einer kurzen Einweisung und erklärte, wie man sich im Boot zu verhalten hatte. Jeder, der die Anweisungen nicht befolgte, spielte mit seinem Leben! So sollte man beispielsweise darauf verzichten, die Hände ins Wasser am Bootsrand eintauchen. Ebenso sollte man nicht ins Wasser greifen. Alleine das Ausstrecken des Armes in der Luft über der Bootskannte war schon gefährlich. Das Einzige was man durfte, ohne sich in Gefahr zu begeben, war, still zu sitzen und seine Fotos zu knipsen.
Laut der Bootsführerin war noch nie etwas passiert. Dennoch war die Tour nicht ungefährlich, denn die Giganten werden mit Fleischstückchen angefüttert, damit sie zum Boot kommen.
Da fragt man sich schon, was passiert, wenn es sich so ein Riesenkrokodil anders überlegt und sich nicht mit dem Mini- Fleischstückchen zufrieden gibt, sondern das Boot angreift, in dem sich eine viel größere Beute befindet. Denn so groß war das Boot nicht und wenn es ein größeres Krokodil einige Male richtig angestoßen hätte, wäre wahrscheinlich unter den Touristen genügend Panik ausgebrochen und der eine oder andere wäre im Wasser gelandet. Unabhängig davon hätte das Krokodil auch locker einen Touristen aus dem Boot zerren können. Ich dachte: „Nur gut, dass das Krokodil nicht weiß, dass es das könnte beziehungsweise davon absah.“
Die Krokodilsuche im Adelaide River beginnt
Unser Boot befand sich mitten im trüben Gewässer. Wäre man in dem Fluss schwimmen oder tauchen gegangen, hätte man seine eigene Hand vor der Nase nicht erkannt. Neben den Krokodilen befanden sich tausende andere Tierarten im Wasser. Als unsere Bootsführerin ein Krokodil am Uferrand erspäht hatte schnappte sie sich einen circa drei Meter langen Stab und befestigte ein Stück Schweinefleisch an einem Seil.
Dann klatschte sie damit mehrmals auf die Wasseroberfläche und machte ständig Witze darüber, dass die Krokodile die Touristen lieber als Speise hätten. Kaum hatte sie das Fleischstück einige Male ins Wasser geplanscht tauchte das Krokodil nahe des Ufers unter, um kurz darauf direkt vor dem Boot wieder aufzutauchen.
Obwohl die Rangerin das Fleisch wiederholt vor die Nase des Krokodils plumpsen ließ, griff das Krokodil nicht gleich danach, sondern war geduldig und inspizierte erst einmal das Boot samt Touristen. Man konnte es an den Krokodilaugen erkennen, wie es jeden einzelnen Tourist ins Visier nahm!
Erst als sich das Krokodil sicher war, dass wir keine Gefahr darstellten, schnappte es sich das Fleischstück. Es schoss mit aufgerissenem Maul aus dem Wasser, schlug sein Maul mit einem Knall zu und verschwand mit dem Fleischstück unter der Wasseroberfläche.
Es folgten einige „Ohhhhhh“ und „Ahhhh“ der Touristen. Kein Wunder, denn das Krokodil war geschätzt vier Meter groß und einige hundert Kilogramm schwer. Es war beeindruckend, so einen Giganten aus dem Wasser springen zu sehen. Lisa und ich waren uns wie die meisten anderen Touristen auch nicht mehr sicher, ob die Tour so eine gute Idee war und hätten uns in dem Augenblick gewünscht besser am Ufer geblieben zu sein.
Je lauter die Laute der Touristen waren, desto zufriedener war die Bootsführerin. Sie suchte das nächste Krokodil und wiederholte die Prozedur mit dem Fleischstückchen an der Stange, um das Krokodil anzulocken.
Es war erstaunlich leicht Krokodile zu finden. Oder besser gesagt: diese fanden uns. Sie wussten anhand der Vibration des Bootes, dass Futter wartete. Denn die Krokodile gewöhnten sich an die Fütterungen der Menschen. Jedes Mal wenn ein Krokodil auftauchte, inspizierte es uns erst einmal mit fokussierten Augen, was Gänsehaut auslöste. Es war erstaunlich wie geduldig und intelligent diese Tiere waren. Das war deren Erfolgsgeheimnis um Millionen von Jahren zu überleben.
Insgesamt sahen wir fünf unterschiedliche Krokodile, die an unser Boot herankamen, um sich ihre Portion abzuholen.
Eine Schar gefräßiger Adler
Neben den Krokodilen gab es gefräßige Adler zu sehen, die in den Bäumen warteten, um ebenfalls kleinere Fleischstückchen zu ergattern. Als die Bootsführerin eine Handvoll Fleischstückchen in die Luft warf, schnappten die Adler blitzschnell in der Luft danach oder holten es auch noch aus dem Wasser mit ihren Krallen heraus.
Den Tieren konnte man es nicht verübeln, denn das Leben im sumpfartigen Fluss war hart und es ging ums Überleben. Eine einfache Beute wollte jeder haben!
Nach einer Stunde war die Krokodil- und Adlertour schon vorbei. Es ging schneller als gedacht, aber das Erlebnis hatte sich gelohnt. Wir hatten viel gelernt, obwohl wir Gänsehaut hatten. Als wir beim Bootssteg anliefen warteten schon die nächsten Touristen auf ihr kurzes Abenteuer mit den Krokodilen.
Das Interesse der Touristen war groß und mit den Krokodilen konnten die Einheimischen gut Geld verdienen. Wir rechneten aus, was ein Tour-Anbieter circa mit den Krokodiltouren verdient. Wenn in das kleinere Boot 34 Menschen reinpassen und jeder 50 AUD bezahlt, dann wären das 1700 AUD pro Fahrt auf dem Fluss. Das Ganze wird sechsmal täglich durchgeführt, was bei einem guten Tagesumsatz 10 200 AUD pro Boot macht. Wenn man jetzt nur ein halbes Jahr mit 180 Tagen ansetzen würde, dann wären es pro Boot allein 183 600 AUD! Das ist ein guter Umsatz, wenn man bedenkt, dass dort mindestens drei Boote parallel auf den Fluss fahren und einige der Boote deutlich größer und teurer sind als dass das wir wählten. Kein Wunder also, dass die „Jumping Crocodiles“ so stark beworben werden. Es ist eine gute Einnahmequelle für die Region!
Fogdam – ein besonderes Naturreservat
Auf der Rückfahrt machte uns ein Schild mit der Aufschrift „Fogdam“ neugierig. Wir bogen ab und folgten der Strecke. Plötzlich stand ein Dingo mitten auf der Straße und guckte uns an. Er sah mager und sehr ängstlich aus. Wir schafften es kaum ein Foto zu knipsen, so schnell war er wieder weg. Kaum zu glauben, dass einem diese wilde Hundeart nachts mit ihrem Geheule Gänsehaut einjagt.
Nicht weit davon entfernt standen einige gewaltige Wasserbüffel mit Vögeln auf dem Rücken, die sich um den Dingo nicht kümmerten. Die Wasserbüffel kauten genüsslich auf dem Gras herum.
Als wir am „Fogdam“ ankamen, war dieser hoffnungslos überschwemmt und man konnte nur einen Teil befahren. Das Wasser floss bereits über den Damm ins Tal.
Im Wasser wimmelte es nur so von Tieren. Millionen Insekten besiedelten das Gebiet, unterschiedliche Froscharten und viele Schlangen waren hier heimisch. Nicht zu erwähnen die Krokodile und Eidechsen.
Schilder warnten davor aus dem Fahrzeug zu steigen. Deshalb blieben wir im Camper und beobachteten die Szenerie. Dann fanden wir einen gewaltigen Käfig, den wir nur aus dem Fernseher kannten. Es war eine Krokodilfalle, die zuschnappte wenn sich eins darin verirrte.
Ein Erlebnis war besonders. Es war, als wir einen Eisvogel entdeckten, der auf einem Ast mit einem Frosch im Schnabel saß. Er versuchte den Frosch tot zu schlagen, indem er diesen gegen den Ast hämmerte. Die ganze Szene war wie aus einem Bilderbuch, dazu trugen auch die wunderschönen Seerosen bei, die das Bild perfekt machten.
Erster Eindruck von Darwin
Die Krokodile und der „Fogdam“ waren ein tolles Erlebnis, aber es wurde Zeit, endlich Darwin einen Besuch abzustatten. Wir hatten noch zwei Tage übrig. Das musste reichen, um Darwin ein bisschen kennenzulernen.
Unser erster Anlaufpunkt war Nightcliff, einer der besseren Vororte im Norden Darwins. Die Australierin, die wir in Mataranka kennenlernten, gab uns den Tipp, an diesem Ort die Sonnenuntergänge zu betrachten. Allgemein ist unter Touristen bekannt, dass Darwin tolle Sonnenuntergänge hat und der letzte Lichtstrahl grün sein soll! Nach einiger Suche fanden wir einen guten Parkplatz mit toller Aussicht auf das Geschehen an der Promenade.
Das Erste was uns ins Auge fiel waren leider die vielen betrunkenen Aborigines. So viele Besoffene hatten wir auf unserer ganzen Reise nicht angetroffen. Das Verhalten dieser Menschen führte bei sehr vielen Touristen mit Kopfschütteln. Es war noch schlimmer als in Alice Springs und Katherine. In Gruppen saßen die Aborigines auf dem Boden, schrien, warfen Bierdosen und Flaschen herum, urinierten überall im Park und das alles direkt vor den Augen der anderen Menschen.
Eines schockte uns richtig und prägte unsere Erinnerung an Darwin für immer. Eine Aborigine-Frau streckte mitten im Park ihren Hintern hoch und fing an in der Öffentlichkeit zu urinieren. Wir glaubten nicht, was wir da sahen. Und wir waren überrascht, dass ein Mensch in so einer Position pinkeln konnte. Es war ekelhaft! Was die Aborigines in Darwin in den Parks treiben, wirft ein sehr schlechtes Licht auf die übrigen Aborigines und das ist sehr schade.
Zudem war es interessant und gleichzeitig traurig zu beobachten, wie die Aborigines der weißen Bevölkerung auswich, als nach Feierabend immer mehr Weiße an der Promenade eintrafen. Irgendwann war kein einziger Aborigines mehr zu sehen, sondern nur noch Touristen und weiße Einheimische Australier. Es war ein krasses Bild, ein gutes Beispiel für eine Parallelgesellschaft!
Campen verboten, wo schlafen wir?
Als der wunderschöne Sonnenuntergang vorbei war und die Angler ihre Ruten wieder einsteckten, machten wir uns auf den Weg zu einem Campingplatz.
In Darwin konnte man nicht frei campen und das Übernachten im Fahrzeug war überall verboten und wurde mit horrenden Strafen bestraft. Deshalb suchten wir uns einen gebührenpflichtigen Campingplatz am Stadtrand aus.
Zu unserer Überraschung wollten uns die Mitarbeiter dort nach 18 Uhr nicht einchecken lassen. Also fuhren wir einen zweiten Campingplatz an. Dort sagten sie uns, wir sollen morgen wieder kommen und die Nacht irgendwo anders verbringen! Auf die Frage hin, wo wir den jetzt schlafen sollten, zuckte der Typ einfach mit den Schultern. Wir konnten es kaum glauben, wie unfreundlich die Campingplatz-Mitarbeiter zu den Campern waren. Da lief gewaltig etwas schief, denn Campingplätze leben doch von den Campern oder hatte ich da etwas falsch verstanden?
Uns blieb nichts anderes übrig, als wieder an den 30 Kilometer entfernten Rastplatz zu fahren, an dem wir schon die vorherige Nacht verbrachten. Für die restlichen Tage entschieden wir uns, keine gebührenpflichtigen Campingplätze mehr anzufahren. Auf die Unfreundlichkeit, die uns da begegnete, konnten wir verzichten!
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